Pres­se­mit­tei­lung

2006 / 0089 - 08.06.2006

Wasserschlacht und Wissensdurst

Wasserschlacht und Wissensdurst
Aquamediale 2 Durst

Vom 17.Juni bis zum 17. September werden 13 Künstler aus 6 Ländern in Lübben zu Gast sein. Eigens für die aquamediale 2 wurden Objekte und Installationen vorproduziert und an ausgewählten Orten in, an, auf, über und neben den Spreefließen platziert. Den ganzen Sommer über werden vor allem kahnfahrende Touristen davon profitieren, wie Künstler das Thema „Durst“ interpretieren und welche überraschenden, unterhaltsamen oder zum Nachdenken provozierende Einfälle hier Gestalt angenommen haben. Die einen haben das Thema ziemlich wörtlich genommen, andere haben es im übertragenen Sinne verfremdet und mit sozialen Botschaften ausgestattet. Mit 40 Mückentafeln ironisiert Ralf Witthaus aus Köln den Blutdurst der im Spreewald verbreiteten Plagegeister. Mit Wissensdurst ist die Installation des schwedischen Künstlers Mikael Eriksson betitelt. Hier erleben die vorüberfahrenden Touristen wechselnde Landschaftsausschnitte, die durch ein grafisches System in einzelne Bilder unterteilt werden. Ziemlich martialisch geht es ausgerechnet am Biertresen zu. Die Holländerin Ria den Breejen sieht in ihrer „Wasserschlacht“ ein Symbol für kriegerische Auseinandersetzungen um das lebenswichtige Trinkwasser in der Dritten Welt. Der Schultheiß-Ausschank wird von Kalashnikows bewacht und damit zum mahnenden Zeichen für Kämpfe, wie wir sie heute schon um das Erdöl beobachten können. Wenn ein Pferd zum Kunstobjekt wird, eine wasserstandsmessende Tischgesellschaft zusammen kommt, ein überdimensionierter Schwamm im Spreewald seine Saugkräfte entwickelt oder wundersame Amöben als durstige Elemente in alten Eichen schaukeln, dann ist aquamediale Zeit angesagt. Und wenn neben dem Lübbener Strandcafe eine 3,50 Meter hohe Stahlplastik mit Namen „Liquide citizen“ Wasser versprüht, es nebenher in luftiger Höhe und in den Wasserschleiern Porträts zu entdecken gibt, spätestens dann dürfte geklärt sein, dass der für originelle Einfälle bekannte Potsdamer Künstler Rainer Fürstenberg ebenfalls mit von der Partie ist.
Am 17.Juni gesellen sich um 21 Uhr Sänger, Schauspieler und Musiker der „neuen bühne senftenberg“ hinzu, die in kurzweiligen Spielszenen themengerechtes Liedgut aus Oper, Operette oder dem Volksliederschatz beisteuern. Vom Wetterhaus bis zum Bier auf einer fernen Insel, von einer Wasserblockade bis zum giftgrünen Cocktail reihen sich musikalische und szenische Einlagen aneinander, einzig mit dem Ziel, den Besuchern einen ereignisreichen und unterhaltsamen Abend zu bescheren. Und wer den alten Hexenmeister aus Goethes Zauberlehrling vergessen hat, kann sein Gedächtnis mit Hilfe eines griechischen Chores wieder auffrischen. Außerdem sorgen die Techniker des Theaters dafür, dass die Werke in der Wassergalerie ins rechte Licht gerückt werden.
Da die beste Sicht auf die Kunstwerke und die Akteure der „neuen bühne senftenberg“ die kahnfahrenden Touristen haben, kann neben dem Durst als Leitmotiv der diesjährigen aquamediale ein zweites Motto nur lauten: rechtzeitiges Kommen sichert die besten Plätze im Wasser, nicht nur für Durstige.

Herbert Schirmer, Kurator der aquamediale 2