Papilio kommt nach Wildau
Frühzeitig gegen Sucht und Gewalt: Papilio kommt nach Wildau
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie sowie Suchtpräventionsfachstelle Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. ermöglichen Aufklärungskampagne
Prävention zum Anfassen gab es am 27. April in Wildau. Die Augsburger Puppenkiste mit dem Marionettenstück „Paula und die Kistenkobolde“ war zu Gast – eine spannende Geschichte für die anwesenden Kindergartenkinder, mit engagiertem Hintergrund für die Erwachsenen. Die Kistenkobolde sind ein Element des Kindergartenprogramms Papilio, das Kinder gegen die Entwicklung von Sucht und Gewalt schützen will. „Wir wollen mit dem Aktionstag heute dem Anliegen frühzeitige Prävention einen wirksamen Schub geben“, erklärte Michael Leydecker, Leiter der Suchtberatungsstelle des Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. Die ersten Kindergärten in der Region arbeiten bereits mit Papilio. Der Auftritt am Montag soll weitere ErzieherInnen, Eltern und Kindergärten für Papilio gewinnen.
Immer wieder erschüttern Berichte über Gewalttaten die Menschen. Aber auch die alltägliche Zerstörungswut allerorten bereitet Sorge und verursacht Kosten. Schuldige werden gesucht, aber die Frage bleibt: Was kann man wirklich dagegen tun? Was haben die Kistenkobolde bei der Aufführung in Wildau mit Gewalttaten, Komasaufen und Sucht bei Jugendlichen zu tun?
In einem Fachvortrag erklärte Papilio -Trainerin Ellen Martin von der überregionalen Suchtpräventionsfachstelle des Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. die Bedeutung einer gesunden sozial-emotionalen Entwicklung und den Ansatz frühzeitiger Prävention. Papilio basiert auf den Ergebnissen internationaler Studien, die belegen, dass gewalttätige oder suchtgefährdete Jugendliche schon in frühen Jahren Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Diese Auffälligkeiten erst gar nicht entstehen zu lassen und damit dem Risiko Sucht und Gewalt vorzubeugen, ist das Anliegen von Papilio.
Frühzeitige Förderung schützt vor Risiken
Deshalb setzt das Präventionsprogramm bei Kindergartenkindern an und fördert altersgemäß. Die Geschichte von den Kistenkobolden ist dabei nur einer von mehreren Bausteinen. Die Kobolde Zornibold, Bibberbold, Heulibold und Freudibold verkörpern darin die Gefühle Zorn, Angst, Traurigkeit und Freude. „Mit Gefühlen umgehen zu lernen, ist ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem positiven Selbstwertgefühl. So wird ein Grundstein für die gesunde Entwicklung der Kinder gelegt und Sucht und Gewalt vorgebeugt“, erklärt Ines Kluge, Suchtbeauftragte des Landes Brandenburg, das Engagement des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie für das Programm.
„ErzieherInnen spielen die Schlüsselrolle bei der Vermittlung im Kindergarten und hin zu den Eltern“, erläuterte Heidrun Mayer, Projekt- und Studienleiterin Papilio. „Das Programm wird, wenn es erst einmal eingeführt ist, zur Selbstverständlichkeit im Kindergartenalltag. Die Kinder haben Spaß daran und die ErzieherInnen, die damit arbeiten, erleben einen Kompetenzzuwachs und eine höhere Wirksamkeit ihres Erziehungsverhaltens.“
Ministerium und Suchtpräventionsfachstelle Hand in Hand
Entwickelt wurde Papilio vom gemeinnützigen beta Institut zusammen mit vielen Kooperationspartnern. Der Startschuss in Brandenburg fiel auf der Landessuchtkonferenz in Potsdam 2006. Das Ministerium finanziert die Ausbildung von Papilio-TrainerInnen, anteilig die ErzieherInnen-Fortbildung sowie die Papilio-Materialien. Kooperationspartner ist die überregionale Suchtpräventionsfachstelle Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V.
Weitere Informationen unter www.papilio.de und bei Ellen Martin, spf-luebben@tannenhof.de.
Hintergrund zum Programm Papilio und zur Aufklärungskampagne
Das Programm Papilio
Das Besondere an Papilio ist seine Alltagstauglichkeit: Es lässt sich in jedem Kindergarten durchführen und fügt sich in den täglichen Ablauf ein. Das Programm fördert, wissenschaftlich belegt, die sozial-emotionalen Kompetenzen und reduziert Verhaltensauffälligkeiten. Es wurde im Februar 2009 mit dem Preis „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ ausgezeichnet.
Papilio setzt auf drei Ebenen an: bei Kindern, Erzieherinnen/Erziehern und Eltern.
1. Die Erzieherinnen und Erzieher haben die Schlüsselrolle: Sie werden fortgebildet, damit sie Papilio im Kindergarten einführen und die Kinder mit Hilfe des „entwicklungsfördernden Erziehungsverhaltens“ unterstützen können.
2. Die Eltern werden über Elternabende und Informationen einbezogen und können Teile von Papilio auch zu Hause umsetzen.
3. Für Kinder gibt es drei Maßnahmen:
• „Paula und die Kistenkobolde“. Die Kistenkobolde Zornibold, Heulibold, Bibberbold und Freudibold sind die Stars von Papilio. Entlang einer faszinierenden Geschichte, die auch von der Augsburger Puppenkiste inszeniert wurde, unterstützen sie die Kinder beim „Gefühle lernen“, das heißt: beim Erwerb emotionaler Kompetenzen.
• Beim „Spielzeug-macht-Ferien-Tag“ spielen die Kinder einmal pro Woche ohne herkömmliches Spielzeug und lernen so, sich kreativ mit sich selbst und anderen zu beschäftigen.
• Beim „Meins-deinsdeins-unser-Spiel“ steht die gegenseitige Unterstützung beim Einhalten von gemeinsam vereinbarten sozialen Regeln im Vordergrund.
Die Papilio-Aufklärungskampagne
Die aktuelle Veranstaltung war Teil der Aufklärungskampagne, mit der beta Institut, betapharm Stiftung und Robert Bosch Stiftung Papilio in Deutschland verbreiten wollen.
Zur Veranstaltung gehören immer drei Aufführungen mit der Augsburger Puppenkiste. Das Anliegen „Frühzeitige Prävention gegen Sucht und Gewalt“ wird anschließend in einem Fachvortrag erläutert, das Programm und die notwendigen Fortbildungen werden vorgestellt.
Die verantwortlichen Kooperationspartner variieren in den Bundesländern. In Brandenburg ermöglichen das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie sowie die überregionale Suchtpräventionsfachstelle Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V. die Kampagne.
Silvia Pöttinger Michael Leydecker
beta institut Tannenhof Berlin- Brandenburg e.V.