„Lümmeltüten“ für Schulabgänger
Aidsaufklärung für Jugendliche, die die Schule verlassen
„Für den Kinder- und Jugendgesundheitsdienst stehen in den kommenden Wochen die Untersuchungen der Schulabgänger insbesondere der derzeitigen 10. Klassen auf dem Programm“, informierte Dr. Birgit Sonntag vom Gesundheitsamt des Landkreises Dahme-Spreewald kürzlich in einer Pressekonferenz. „Wir nehmen die Schülerinnen und Schüler medizinisch unter die Lupe, um gesundheitsgefährdende Veränderungen rechtzeitig zu erkennen“, erklärte die Ärztin. Zum Programm gehören die Kontrolle von Seh- und Hörvermögen, ein körperlicher Check und die Erfassung des Impfstatus. Bei vorliegendem Einverständnis der Eltern und des Jugendlichen bietet der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst die fällige Auffrischungsimpfung gegen Wundstarrkrampf, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung als Kombinationsimpfung an. Laut Einschätzung von Birgit Sonntag haben 97 % der Jugendlichen eine vollständige Grundimmunisierung. Auch die erste Auffrischungsimpfung sei fast vollständig, aber bei 60 % der Mädchen und Jungen fehle die zweite notwendige Impfung. Nach der Untersuchung werden die Eltern über gesundheitliche Auffälligkeiten, die einer Klärung bedürfen, sowie über eventuell fehlende Impfungen schriftlich informiert. Die Jugendlichen erhalten eine Bescheinigung für den Arbeitgeber. Diese muss bei Ausbildungsbeginn vorgelegt werden. Sie gibt Auskunft über die Belastbarkeit des Jugendlichen entsprechend dem Jugendarbeitsschutzgesetz und über eventuell zu beachtende Einschränkungen.
An insgesamt 13 Ober- und Förderschulen im Landkreis werden Schulabgänger untersucht. 2008 wurde der Gesundheitscheck bei 715 Zehntklässlern und 194 Neunklässlern durchgeführt.
In diesem Jahr werden im Rahmen der Schulabgangsuntersuchungen so genannte „Lümmeltüten“ an die Mädchen und Jungen verteilt. Der Kinder- und Jugendärztliche Dienst beteiligt sich damit an der „Initiative Brandenburg – gemeinsam gegen Aids“. „Wir wollen die Jugendlichen motivieren, sich selbst und andere zu schützen und so die Auseinandersetzung mit Aids anregen“, machte Dr. Birgit Sonntag deutlich. In den „Lümmeltüten“ finden die Jugendlichen ein Kondom sowie Broschüren und Postkarten, die der Aufklärung dienen sollen. Brandenburgweit werden 13.500 „Lümmeltüten“, finanziert aus Lottomitteln, an Jugendliche verteilt. Jugend- und Bildungsdezernent Carsten Saß begrüßt die Aktion. „Im Landkreis gibt es zwar seit einigen Jahren den „Aidsparcours“, dennoch ist die große Aufklärungswelle der neunziger Jahre bei den heutigen Jugendlichen nicht angekommen“, meint Saß. Deshalb müsse mit neuen Aktionen auf die große Gefahr von Aids aufmerksam gemacht werden.