Pres­se­mit­tei­lung

2025 / 0238 - 22.12.2025

Abwehr gesundheitlicher Gefahren am Flughafen BER: So sind wir vorbereitet

Aufbau eine Medical Assessment Centers am Flughafen Schönefeld

Am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld (Landkreis Dahme-Spreewald) übernimmt das Gesundheitsamt Dahme-Spreewald eine entscheidende Rolle bei der Abwehr gesundheitlicher Gefahren und der Bewältigung gesundheitlicher Notlagen mit internationaler Tragweite. Grundlage der Arbeit ist die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Als einer von fünf deutschen Flughäfen im IGV-Verbund sorgt der BER mit seinem Netzwerk dafür, dass die Gesundheit von Reisenden und Flughafenpersonal und darüber hinaus die Gesundheit der Menschen in der Region Berlin-Brandenburg jederzeit geschützt werden.

Um die Einsatzkräfte bestmöglich vorzubereiten sind das Vorhalten der notwendigen Infrastruktur, einheitliche und praxisnahe Notfallpläne, regelmäßige Trainings und die Durchführung von Übungen unabdingbar. Im Dezember 2025 wurde zum Beispiel der Aufbau eines Medical Assessment Centers (MAC) am BER geübt. Die Übung wurde vom Gesundheitsamt Dahme-Spreewald federführend geplant, geleitet und mit Unterstützung des Bereichs Notfallmanagement des Flughafens und der Flughafenfeuerwehr durchgeführt. In kurzer Zeit konnte durch die tatkräftige Unterstützung der Flughafenfeuerwehr das MAC eingerichtet werden, um im Ernstfall für eine Kontaktpersonennachverfolgung einsatzfähig zu sein. Die Ergebnisse fließen in die Optimierung der Notfallpläne ein und dienen Vorbereitung einer IGV-Vollübung voraussichtlich im Jahr 2027.

Aufbau eine Medical Assessment Centers am Flughafen Schönefeld

Im Falle eines medizinischen Ereignisses wie etwa einem hochansteckenden Patienten an Bord eines Flugzeugs sind wir in der Lage, rasch zu reagieren und dem Risiko einer weiteren Ausbreitung der Krankheit angemessen zu begegnen. Der Aufbau dieser Infrastruktur ist eine präventive Maßnahme, die nicht nur den Flughafen, sondern auch die gesamte Region schützt“, so der Beigeordnete und Gesundheitsdezernent Stefan Wichary. „Nur durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten – von der Flughafengesellschaft über das Gesundheitsamt bis hin zu den Rettungsdiensten – und regelmäßige Übungen können wir sicherstellen, dass der Flughafen BER auch in außergewöhnlichen Situationen handlungsfähig bleibt. Daher danke ich allen Teilnehmern und Beobachtern unserer Dezember-Übung ganz herzlich für ihren Einsatz“, sagt Stefan Wichary.

„Es war eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Am BER werden getreu dem Motto ‚Übung macht den Meister’ regelmäßig Übungen durchgeführt, denn die Sicherheit von Passagieren und Mitarbeitenden hat oberste Priorität. Ziel ist es, spezifische Aspekte gezielt zu trainieren und erkenntnisreiche Auswertungen zu ermöglichen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf einer klaren und transparenten Kommunikation mit den internen und externen Partnern“, sagt Ronny Stein – Leiter Notfallmanagement am

Medical Assessment Centers am Flughafen Schönefeld

Was sind die IGV?
Die internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) wurden 1969 durch die WHO mit dem Ziel erlassen, dass internationale Gesundheitsnetzwerk zu stärken und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten über Grenzen hinweg zu verhindern. 2005 wurden die IGV erneuert und bilden heute den rechtlichen Rahmen zur internationalen Bekämpfung von Ereignissen, die eine gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite bedeuten können.

In Deutschland sind insgesamt fünf Flughäfen nach den IGV designiert, neben dem BER auch die Flughäfen in Frankfurt am Main (FRA), München (MUC), Düsseldorf (DUS) und Hamburg (HAM). Diese Verkehrsknotenpunkte spielen eine zentrale Rolle im internationalen Luftverkehr und sind dadurch auch potenzielle Ausgangspunkte für den Eintrag und die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Sie müssen jederzeit für die unmittelbare Reaktion auf grenzüberschreitende gesundheitliche Bedrohungen bestimmte Kernkapazitäten vorweisen. Für ein Gelingen der gesundheitlichen Gefahrenabwehr ist daneben die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen und Behörden wie dem Robert-Koch-Institut (RKI), dem Bundesgesundheitsministerium, den Landesministerien für Gesundheit und nicht zuletzt den Gesundheitsämtern vor Ort unerlässlich.

Übung Medical Assesment Center Schönefeld

Ein mögliches Szenario für den Ernstfall
Ein Flugzeug landet am Flughafen BER. An Bord befindet sich ein Passagier mit dem Verdacht auf eine hochansteckende Infektionskrankheit, wie zum Beispiel Ebolafieber oder Lungenpest. Hierbei handelt es sich um Erkrankungen durch hochpathogene Krankheitserreger (HCID = High consequence infectious diseases) mit einer hohen Sterblichkeitsrate und einem hohen Schadenspotential. In einem solchen Fall wird das Gesundheitsamt Dahme-Spreewald sofort aktiv. Der/die betroffenen Passagiere wird/werden nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt durch den Rettungsdienst LDS medizinisch versorgt und in einer geeigneten medizinischen Einrichtung weiter behandelt. Letztere umfasst auch die Diagnostik zur Abklärung der Verdachtsdiagnose und Einleitung weiterer Infektionsschutz-maßnahmen. Zum Schutz vor der Ausbreitung einer solchen Infektionskrankheit ermittelt das Gesundheitsamt Dahme-Spreewald alle Kontaktpersonen an Bord des Flugzeuges, die mit dem/den betroffenen Passagier/en Kontakt hatten. Für eine weitere Abklärung und Befragung werden diese, im sog. Medical Assessment Center (MAC) separiert bis die Diagnostik abgeschlossen ist. Je nach Befund und individuellem Infektionsrisiko können die ermittelten Kontaktpersonen die Weiterreise antreten oder müssen sich in eine geeignete Quarantäneeinrichtung begeben.

Besondere Rolle des Gesundheitsamtes Dahme-Spreewald
Auch im Landkreis Dahme-Spreewald hat das Gesundheitsamt klassisch die Aufgabe, die Gesundheit einzelner Menschen sowie der gesamten Bevölkerung zu schützen. Es bietet Beratung und Unterstützung an, informiert über wichtige Gesundheits-themen und übernimmt eine vermittelnde Rolle. Außerdem führt es Unter-suchungen bei bestimmten Personengruppen durch und erstellt entsprechende Stellungnahmen. Zusätzlich kontrolliert das Amt verschiedene Einrichtungen, um sicherzustellen, dass hygienische Vorgaben eingehalten werden.

Eine besondere, in den neuen Bundesländern einzigartige Rolle kommt dem Gesundheitsamt Dahme-Spreewald mit Zuweisung der Zuständigkeit für die Umsetzung der IGV-Vorgaben am Flughafen BER zu. Hier ist das Gesundheitsamt Dahme-Spreewald eine Schlüsselinstanz bei der schnellen Reaktion auf solche Ereignisse am Flughafen BER seit dessen Inbetriebnahme im November 2020.

Bei einem Verdacht auf eine hochinfektiöse Erkrankung im Sinne der IGV übernimmt es die Einsatzleitung und Koordination der Kommunikation zwischen den Akteuren. Es sorgt für eine effiziente Zusammenarbeit zwischen der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg mbH, dem Rettungsdienst, den medizinischen Einrichtungen wie z.B. der Sonderisolierstation der Charité und dem Gesundheitsministerium des Landes Brandenburg. Für eine kontinuierliche Aufgabenwahrnehmung im engen Austausch mit allen Akteuren vor Ort ist das Gesundheitsamt Dahme-Spreewald mit einem eigenen IGV-Flughafen-Team und einem Standort in Schönefeld vertreten.

Zum Aufbau und zur Aufrechterhaltung der nach den IGV geforderten Kernkapazitäten hat der Landkreis Dahme-Spreewald Fördermittel von Bund und Land aus dem Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (Pakt ÖGD) erhalten und verwendet.