Hilfe bei Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Heute am 25. November begehen wir hier im Landkreis Dahme-Spreewald wie viele andere Menschen weltweit den Internationalen Gedenk- und Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Dieser Tag ist wichtig, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und sich für ein weltweites Zeichen gegen Gewalt zu vereinen.
Gewalt gegen Frauen ist trauriger Alltag – auch bei uns im Landkreis Dahme-Spreewald (LDS). Hier in Deutschland, einem Land das für sich in Anspruch nimmt, modern, demokratisch und gleichberechtigt zu sein. Doch solange Frauen in ihrem Alltag nicht sicher sind, bleibt Gleichberechtigung ein Ziel, das wir noch nicht erreicht haben.
Überall auf der Welt sind Frauen in besonderem Maße von Gewalt betroffen, in reichen wie in armen Ländern, in Friedens- wie in Krisenzeiten. Immer wieder werden Frauen zu Opfern, weil sie Frauen sind. In bewaffneten Konflikten wird sexuelle Gewalt gegenüber Frauen der Gegenseite ganz bewusst als Kriegsstrategie eingesetzt. Und in patriarchalisch strukturierten Familien versuchen heute noch Väter und Brüder, ihre Forderungen oder Moralvorstellungen gegenüber ihren Töchtern beziehungsweise Schwestern mit psychischem Druck oder körperlicher Misshandlung durchzusetzen.
„Am weitesten verbreitet jedoch ist Gewalt gegen die Partnerin und Ex-Partnerin. Das Risiko, vom Partner misshandelt zu werden, ist für Frauen weitaus höher als das, auf der Straße von einem Fremden überfallen zu werden“, sagt LDS-Gleichstellungsbeauftragte Elke Voigt. Das heißt, Gewalt an Frauen findet meist im Verborgenen statt, in den eigenen vier Wänden. Das eigene Zuhause ist für die Betroffene nicht wie für viele andere ein Schutzraum, sondern ein gefährlicher Ort.
Erstmals wurde für das Jahr 2024 ein eigenes Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen veröffentlicht. Die Zahlen zeigen deutlich, wie ernst die Lage ist.
2024 wurden in Deutschland 266.000 Frauen und Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. Davon wurden 308 Frauen und Mädchen getötet. Bei 68 Prozent der Opfer waren die Tatverdächtigen Partner, Ex-Partner, Familienmitglieder, Freunde oder Menschen, die sie kannten. Das bedeutet: Fast täglich Tag wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet. Im Berichtsjahr 2024 wurden 53.451 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten und mit 73,3 Prozent sind die weit überwiegende Zahl der Opfer Häuslicher Gewalt Frauen und Mädchen.
Das BKA betont zugleich die hohe Dunkelziffer. Viele Frauen erstatten aus Angst, Scham oder Abhängigkeit keine Anzeige. Studien zeigen, dass jede dritte Frau in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt – weit mehr, als die offizielle Statistik abbildet.
Gewalt an Frauen findet mitten unter uns statt. Gewalt gegen Frauen ist kein Randgruppenproblem, wie manchmal behauptet wird. Sie kommt nicht nur in sozialen Brennpunkten vor, sie kommt in allen, auch in hohen Bildungs- und Sozialschichten vor. Die Täter stammen aus allen gesellschaftlichen Kreisen und ethnischen Gruppen.
„Betroffene Frauen brauchen daher Beistand, sie brauchen Solidarität und Unterstützung. Vor Gewalt zu schützen, ist deshalb Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Sowohl die Politik wie jede und jeder Einzelne ist hier gefragt“, sagt Landrat Sven Herzberger.
„Wir alle sind aufgerufen, für ein gesellschaftliches Klima zu sorgen, dass Gewalt eindeutig verurteilt und ächtet. Sonst fühlen sich die Täter sicher oder sogar im Recht. Doch für Gewalt an Frauen gibt es keine Rechtfertigung. Gewalt ist immer eines: eine Menschenrechtsverletzung“, so Herzberger weiter. „Und wir alle sind aufgerufen, nicht wegzuschauen oder wegzugehen, wenn eine Familienangehörige, eine Nachbarin, eine Freundin oder Kollegin von Gewalt betroffen ist, sondern dann hinzusehen und Hilfe anzubieten oder zu vermitteln.“
Elke Voigt sagt: „Im Landkreis Dahme-Spreewald lassen wir betroffene Frauen nicht allein. Wir beraten und begleiten Frauen in schwierigen Lebenslagen, sorgen für Schutzräume und betreuen das vom Landkreis eigenständig geführte Frauenhaus, in dem Betroffene Sicherheit finden.“
Darüber hinaus koordiniert die LDS-Gleichstellungsbeauftragte die Präventionsstelle häusliche Gewalt, die Beratung, psychosoziale Unterstützung, praktische Hilfe und die Weitervermittlung an spezialisierte Stellen. Sie leitet den Runden Tisch „Häusliche Gewalt“, an dem die Polizei, Beratungsstellen, Kliniken, Schulen und soziale Träger gemeinsam Strategien entwickeln und Hilfsangebote verbessern. Außerdem organisiert sie seit vielen Jahren den heutigen jährlichen Gedenk- und Aktionstag.
Durch intensive Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit und präventive Angebote trägt der LDS somit dazu bei, Gewalt frühzeitig zu erkennen, Betroffene zu stärken und eine gesellschaftliche Haltung zu verändern. Frauen sollen wissen: Sie sind nicht allein. Im Landkreis steht ihnen ein verlässliches Netz aus Unterstützung und Schutz zur Verfügung.
Um Gewalt langfristig zu reduzieren, müssen wir uns nicht nur den Opfern zuwenden, sondern auch den Tätern. Es geht darum, überholte Rollenbilder und Vorstellungen von Männlichkeit aufzubrechen und Männern Wege aufzuzeigen, eigene Aggressionen zu kontrollieren und Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen.
Alle Menschen haben das Recht auf ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben. Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zeigt auf, wie weit wir von einer Verwirklichung dieses Rechtes noch entfernt sind, aber er zeigt auch, was wir alle tun können und was bei uns getan wird, damit Frauen und Mädchen gewaltfrei leben können.
Hilfe und Beratung für Frauen
Sozialarbeiterin Peggy Regorz
Präventionsstelle häusliche Gewalt
Tel.: 03375 26-2612
Mobil: 0174 1609739
E-Mail: peggy.regorz@dahme-spreewald.de
Frauenhaus Dahme-Spreewald
Rund um die Uhr erreichbar unter Tel.: 033763 214410
E-Mail: frauenschutzwohnung@dahme-spreewald.de
