Grußwort zum Jahreswechsel 2007/2008 von Landrat Martin Wille
Grußwort zum Jahreswechsel 2007/2008
von Martin Wille, Landrat im Landkreis Dahme-Spreewald
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
schon wieder ist ein Jahr vergangen. Wir ziehen Bilanzen und schmieden neue Pläne. Mit den Augen eines Landrates blicke ich zum letzten Mal auf ein Jahr zurück, denn im Februar 2008 verabschiede ich mich in den Ruhestand. In fast elf Jahren als Landrat galt es viele Probleme zu lösen, falsche Entwicklungen aufzuhalten und neue zu fördern. Ich wünsche meinem Nachfolger Stephan Loge, dass er, so wie ich, für den Landkreis über mehr Positives als Negatives berichten kann.
Dass die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis an Kraft und Dynamik gewinnt, ist nicht zu übersehen. Das Interesse am Wirtschaftsstandort Dahme-Spreewald wächst. Beispiele dafür sind die Ansiedlung des Lufthansa-Tochterunternehmens Trainico und die Erweiterungspläne des Unternehmens Anecom-Aerotest in Wildau sowie die Ansiedlung des Unternehmens Wolffkran in Luckau-Alteno.
Das deutlichste Signal für den wirtschaftlichen Aufschwung geht natürlich von der riesigen Flughafen-BBI-Baustelle in Schönefeld aus. Hier wird gerade das größte und wichtigste Verkehrs- und Infrastrukturprojekt Ostdeutschlands realisiert. Seit Juli 2007 entsteht der unterirdische sechsgleisige Bahnhof, der zugleich das Fundament für das neue Fluggast-Terminal bildet. Bisher haben die Berliner Flughäfen für den BBI Aufträge im Gesamtwert von 825 Millionen Euro vergeben. Über 80 Prozent davon sind in die heimische Wirtschaft geflossen. Für den Landkreis ist der Flughafen schon heute größter Konjunkturmotor. Erst kürzlich wurde der BBI-Infotower eröffnet. Jeder Interessierte hat nun die Möglichkeit, die Bauarbeiten mit eigenen Augen zu beobachten und somit einen Blick in die Zukunft zu werfen. Auf der Grundlage eines gemeinsamen Strukturentwicklungskonzeptes kann jetzt auch die optimale Entwicklung des Umfeldes um den neuen Airport BBI starten. Der Optimismus ist begründet. Mit dem BBI werden in den nächsten Jahren Tausende von neuen Arbeitsplätzen in Zukunftsbranchen entstehen.
Auch die Tatsache, dass wir in diesem Jahr wieder 2.900 Baugenehmigungen erteilt haben, unter anderem für Einkaufszentren, Seniorenwohnanlagen, Firmenerweiterungen und Wohneigentum, zeugt vom wirtschaftlichen Engagement im Landkreis. Die Botschaft, in einem attraktiven Wirtschaftsraum zu agieren, haben schließlich auch die 40 LDS-Unternehmen verkündet, die sich auf dem brandenburgweiten „Tag des offenen Unternehmens“ präsentierten.
In der Tourismusbranche herrscht ebenfalls positive Stimmung. Die Anzahl der Übernachtungen ist im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent gestiegen. Der Spreewald kann mit 5 Millionen Tagesgästen aufwarten und die 23 Campingplätze des Landkreises verzeichnen steigende Umsätze, weil sich ihre Qualität weiter verbessert hat.
Zu den touristischen Highlights des Jahres gehören ohne Zweifel die Eröffnung der größten europäischen Saunalandschaft im Tropical Islands und die Einweihung der Pylonbrücke in Dolgenbrodt. Damit konnte nun auch offiziell der Dahme-Radweg eröffnet werden, der von Berlin durch das Dahme-Seen-Gebiet bis an den Fläming-Skate führt. In 2007 wurden rund 10.000 m Radwege mit einem Investvolumen von gut 2,8 Millionen Euro gebaut. In 2008 sollen weitere 9 km entstehen. Tropical Islands hat für die nächsten Jahre große Pläne. Im Außenbereich sollen 400 Ferienhäuser und ein Europacampingplatz entstehen. Neuen Schwung im Wassertourismus versprechen die Eröffnung der Schleuse Kossenblatt und das geplante IBA-Projekt Wasserreich-Spree, in das sich der Landkreis als vierter Partner neben der Stadt Lübben, der IBA und dem Biosphärenreservat einbringen wird. Den Gemeinden Straupitz und Schlepzig drücke ich die Daumen, denn sie haben gute Chancen, durch das Land Brandenburg mit dem Titel „Anerkannter Erholungsort“ ausgezeichnet zu werden. Und meine Gratulation geht an die Stadt Königs Wusterhausen, die mit einem überzeugenden Konzept unter dem Motto „Brandenburg feiert königlich“ den Zuschlag für den „Brandenburg-Tag 2008“ erhalten hat.
Der positive Trend schlägt sich zum Glück auch in der Arbeitslosenstatistik für den Landkreis nieder. Die Arbeitslosenquote liegt zurzeit bei 8,8 %. Das ist ein Wert, von dem ich bei meinem Amtsantritt 1997 nicht einmal geträumt habe. Und natürlich geben wir uns damit nicht zufrieden und arbeiten weiter an der Senkung – vor allem kümmern wir uns aber um diejenigen, die aus den verschiedensten Gründen nicht in Arbeit vermittelt werden können. Viel zu häufig sind es leider junge Menschen, denen es an einem Bildungsabschluss mangelt.
Seitdem ich Landrat in Dahme-Spreewald bin, lege ich besonders großen Wert auf den Bildungsbereich, denn Bildung bedeutet Selbstvertrauen, soziale Kompetenz und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch in diesem Jahr haben wir wichtige Weichen für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen gestellt. Unsere Schullandschaft in kreislicher Trägerschaft verbessert sich weiter. Als Beispiele möchte ich die Inbetriebnahme der Schule des zweiten Bildungsweges mit ca. 250 Studierenden, die Einweihung des Erweiterungsbaus am Gymnasium in Eichwalde, den Neubau der Kfz-Lernwerkstatt am OSZ-Standort Schönefeld und die Einführung der Leistungs- und Begabungsklassen am Friedrich-Schiller Gymnasium Königs Wusterhausen und dem Humboldt-Gymnasium Eichwalde nennen. Aber auch der Beschluss zur Zusammenlegung der Allgemeinen Förderschulen Luckau und Lübben mit nur einem Schulstandort in Lübben war angesichts der Entwicklung der Schülerzahlen notwendig. Dabei ist es uns gemeinsam mit den Kommunen gelungen eine Lösung zu finden.
Gut gerüstet für die Zukunft ist auch die TFH Wildau, die mit dem architektonisch bemerkenswerten Umbau der Hallen 10 und 14 von sich Reden machte. In Anbetracht des prognostizierten Fachkräftemangels bin ich sicher, dass die 30 Millionen Euro Investition vor allem in technischen Berufen eine Investition in kluge Köpfe ist.
An der Volkshochschule des Landkreises haben über 6.000 Teilnehmer in den Bereichen EDV, berufliche und persönliche Kompetenzen, zwölf europäische Fremdsprachen, Gesellschaft, Kunst, Musik, Tanz, Kultur und Länderkunde Kurse belegt und Veranstaltungen besucht. Erstmals fand der vom Kinderschutzbund konzipierte Familienbildungskurs „Starke Eltern – starke Kinder“ in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, der SHIA und dem Familienzentrum statt. Die Kreismusikschule hat inzwischen über 1.500 Musikschüler vom Baby bis zum Senior und nahm an ca. 200 Veranstaltungen teil oder führte diese selber durch.
Gerade die Betreuung der Kinder gewinnt nicht nur in der politischen Diskussion sondern auch in der täglichen Arbeit immer mehr an Bedeutung. Den jungen Eltern, Kindern und Jugendlichen wird eine breite Palette an Beratung und Hilfestellungen angeboten, wobei die Präventionsarbeit Vorrang genießt. Durch das Gesundheitsamt wurden gut 1.500 Einschulungsuntersuchungen vorgenommen, Mitmachparcours zu den Themen Alkohol, Drogen, AIDS, Liebe und Sexualität wurden durchgeführt. Der Qualitätsentwicklungsprozess im Jugendamt wurde fortgesetzt. Erst vor kurzem wurden die ersten Zertifikate für die ersten Familienpaten im „Netzwerk Gesunde Kinder“ überreicht. Über 100 Fachkräfte nahmen an der 3. Fachtagung „Sicherung des Kindeswohls – eine Verpflichtung die alle angeht“ teil. Die Qualitätsstandards der Richtlinie Jugendarbeit wurden überarbeitet genauso wie für die pädagogische Arbeit der Kitas.
Im sozialen Bereich hat der Kreistag ebenso brandenburgweit neue Maßstäbe gesetzt. So erhalten sozialbedürftige Kinder aus dem so genannten „Zuckertütenfonds“ einen einmaligen Zuschuss von 80 Euro für die Grundausstattung eines Schulanfängers. Ebenso hat der Kreistag die Einführung eines Sozialtickets beschlossen, das den Berechtigten den Kauf der Busfahrkarte für den halben Preis ermöglicht.
Die Personengruppe mit der höchsten Zuwachsrate, die Senioren, sind in unserem Landkreis besonders aktiv. Sie engagieren sich nicht nur im Seniorenbeirat oder Seniorengruppen, sondern in allen denkbaren Vereinen, Verbänden, Parteien und Initiativen. Vor allem aber sind sie häufig die wichtigste Stütze in den Familien und ermöglichen so den Kindern, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Wie engagiert und zahlreich die Senioren sind, konnte bei der Brandenburgischen Seniorenwoche oder beim Seniorenpolitischen Forum unter meiner Schirmherrschaft festgestellt werden. Die Seniorenpolitischen Leitlinien des Landkreises jedenfalls genießen Vorbildwirkung über die Kreisgrenzen hinaus.
Gemeinsam mit dem Kreistag erfolgte die Umsetzung des Bundesprogramms „Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“. Bereits im Jahr 2006 hat der Landkreis auf Grundlage einer Entscheidung des Präventionsrates mit der Umsetzung des Konzepts zur Zurückdrängung der rechtsextremistischen Szene im Landkreis Dahme-Spreewald begonnen. Die zivilgesellschaftlichen Partner und Behörden, die für die Umsetzung des Konzepts gewonnen werden konnten, haben sich bei der Umsetzung des Bundesprogramms sehr stark engagiert. Im Jahr 2007 wurden 19 Projekte mit 107.217,20 € durch den Begleitausschuss bewilligt.
Das alles ist aber nur möglich mit einem soliden Haushalt und einer funktionierenden Verwaltung. Wir beenden jetzt das erste Jahr mit doppisch geführtem Haushalt, der für mehr Generationengerechtigkeit in Zukunft sorgen wird. Seit 2007 hat unser Landkreis die niedrigste Kreisumlage (das ist quasi der Steuersatz den die Kommunen an den Landkreis abführen) in Brandenburg. Der Kreistag hat zudem einen so genannten „Kreisstrukturfonds“ beschlossen, der den Gemeinden 1,4 Millionen Euro direkt aus dem Kreishaushalt für kommunale Investitionen zur Verfügung stellt. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist mit 21 € je Einwohner jetzt schon die geringste und wird bis zum Jahresende 2008 auf 13 € / Einwohner gesenkt. Die Eröffnungsbilanz des Landkreises schließt mit der stolzen Summe von 193.170.171,53 € ab. Der Landkreis würde damit – gemessen an den Maßstäben der freien Wirtschaft – zu den „größeren“ Kapitalgesellschaften zählen.
Erste Meilensteine einer inneren Reform der Verwaltung wurden durch das Führen von Mitarbeitergesprächen, einer Leistungsbeurteilung für 2007 und dem Abschluss von Zielvereinbarungen mit jedem einzelnen Mitarbeiter für 2008 erreicht. Im Mittelpunkt dieses Prozesses stehen eine neue Kultur der Führung und die regelmäßige und offene Auseinandersetzung mit der Leistung der Beschäftigten sowie den Zielen der Kreisverwaltung und ihrer Fachbereiche.
An dieser Stelle möchte ich generell all den Freiwilligen und ehrenamtlich tätigen Bürgern des Landkreises meinen Dank aussprechen. Ohne sie würde vieles in unserer Gemeinschaft einfach nicht funktionieren! Das gilt nicht nur für die organisierten Freiwilligen z.B. bei der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz oder den kommunalpolitischen Mandatsträgern, sondern auch all den kleinen stillen Helfern, die sich z.B. um die alte Nachbarin sorgen oder dem Nachbarsjungen nebenbei Nachhilfe erteilen, die sich im Umweltschutz engagieren oder auch einfach mal eine Wandschmiererei entfernen. Ihnen allen sei herzlich gedankt!
Es soll noch viel Neues aufgebaut werden im Landkreis Dahme-Spreewald. Helfen Sie mit.
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden fröhliche Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr 2008.
Herzliche Grüße
Ihr Martin Wille