Pres­se­mit­tei­lung

2024 / 0253 - 13.11.2024

Gedenkveranstaltung in Lieberose-Jamlitz

81. Jahrestag der Errichtung des KZ-Außenlagers

Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Gedenkstätte in Lieberose-Jamlitz der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten , Bundestagsabgeordnete Jana Schimke, Ran Ronen, Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, Katrin Grüber, Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte Sachsenhausen, Anett Quint, Leiterin des Justus Delbrück-Hauses in Lieberose-Jamlitz, Dahme-Spreewalds Landrat Sven Herzberger und Lars Larisch, Mitarbeiter im Justus Delbrück-Haus.
Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Gedenkstätte in Lieberose-Jamlitz der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten , Bundestagsabgeordnete Jana Schimke, Ran Ronen, Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, Katrin Grüber, Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte Sachsenhausen, Anett Quint, Leiterin des Justus Delbrück-Hauses in Lieberose-Jamlitz, Dahme-Spreewalds Landrat Sven Herzberger und Lars Larisch, Mitarbeiter im Justus Delbrück-Haus. (Foto: LDS/Andreas Krahn)

Mit einer Gedenkveranstaltung wurde am 10. November 2024 an den 81. Jahrestag der Errichtung des KZ-Außenlagers Liebrose am 09. November 1943 erinnert. Unter den Anwesenden waren Dr. Andreas Weigelt, Leiter der Gedenkstätte in Lieberose-Jamlitz der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten, Anett Quint, Leiterin des Justus Delbrück-Hauses in Lieberose-Jamlitz, Ran Ronen, Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, Bundestagsabgeordnete Jana Schimke sowie Dahme-Spreewalds Landrat Sven Herzberger.

In der Evangelischen Landkirche zu Lieberose fand vorab ein Jüdisch-christlicher Gedenkgottesdienst statt, der von Rabbiner Andreas Nachama, der Beauftragten für Erinnerungskultur und Antisemitismus der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Pfarrerin Marion Gardei, und dem Lieberoser Pfarrer Wolfgang Krautmacher gestaltet wurde. Anschließend fand im Justus-Delbrück-Haus anläßlich des gemeinsamen Themenjahrs „Stigmatisierung gestern und heute. Die Bedeutung gesellschaftlicher Ausgrenzung für die Betroffenen und die Allgemeinheit“ eine szenische Buchlesung statt. Im Rahmen des gemeinsamen Themenjahres finden verschiedene Veranstaltungen und Bildungsangebote statt, die nationalsozialistische Verfolgung von sozial ausgegrenzten Menschen, die sich auch unter den Häftlingen des KZ-Außenlagers befanden sowie die Arbeit mit jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen im Bahnhof Jamlitz thematisieren.

Landrat Sven Herzberger begrüßt die Gäste.

In seinen Grußworten sagte Landrat Sven Herzberger: “Der 9. November, der Jahrestag der Errichtung des KZ-Außenlagers Lieberose vor 81 Jahren und ebenfalls der Tag der Reichsprogromnacht 1938 erinnert uns heute an das unermessliche Leid, dass Millionen von Menschen erlitten haben.”

Katrin Grüber, Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte Sachsenhausen, stellte gemeinsam mit Anett Quint Frank Nonnenmachers Buch „Du hattest es besser als ich. Zwei Brüder im 20. Jahrhundert“ vor. Darin schildert der emeritierte Didaktikprofessor die Lebensgeschichten seines Vaters und seines Onkels Ernst. Während der eine im 2. Weltkrieg zum gefeierten Helden der Luftwaffe wurde, rutschte der andere schon in seiner Jugend ins kleinkriminelle Milieu ab. 1941 wurde er von den Nationalsozialisten als „Asozialer“ zunächst ins KZ Flossenburg und später ins KZ Sachenhausen verschleppt.

Hintergrund

Im November 1943 traf in dem im südbrandenburgischen Dorf Jamlitz von der SS errichteten Außenlager Lieberose ein erster Häftlingstransport aus dem KZ Sachsenhausen ein. Insgesamt wurden hier bis Anfang Februar 1945 rund 6.000 bis 8.000 Häftlinge unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen für den Bau des Truppenübungsplatzes „Kurmark“ der Waffen-SS eingesetzt. Bei den Häftlingen handelte es sich überwiegend um Juden aus den besetzten europäischen Ländern, vor allem aus Ungarn und Polen. Unmittelbar vor der Räumung des Lagers ermordete die SS Anfang Februar 1945 auf dem Lagegelände mehr als 1.300 meist jüdische Häftlinge.

Von September 1945 bis April 1947 nutzte die sowjetische Besatzungsmacht das Lager als Speziallager Nr. 6. Von den ca. 10.200 Inhaftieren starben rund 3.400 an Hunger und Krankheiten. Seit 2003 erinnern zwei Freiluft-Ausstellungen am historischen Ort an die Geschichte der beiden Lager. 2018 wurde auf dem historischen Lagergelände ein Gedenkort für die Opfer des KZ-Außenlagers eingerichtet. Ende Juni 2023 wurde die Gedenkstätte Lieberose in Jamlitz Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, die den weiteren Ausbau dieses wichtigen Erinnerungsortes plant.