„Es war einmal ...“ Saisonstart mit DDR-Karikaturen im Cartoonmuseum in Luckau
Nicht wirklich märchenhaft sind die Ansichten des Eulenspiegel-Zeichners Harri Parschau, die nun auch an den Samstagen im Cartoonmuseum Brandenburg gezeigt werden. Ein Wiedersehen der satirischen Art, ohne nostalgische Anflüge aber dafür sehr anschaulich - zum Erinnern und Erklären wie es damals war oder sein sollte.
Mit dem ersten März-Wochenende hat das einzige Museum der Komischen Kunst in der Region Berlin/Brandenburg an beiden Tagen für die Besucher geöffnet. Die Saison beginnt auch gleich mit einem Klassiker der ostdeutschen Karikatur: Harri Parschau (1923-2006). Aber nicht nur die Ausstellung mit ca. 180 Originalzeichnungen, Objekten und Dokumenten ist ein lohnendes Ziel für einen Frühjahrsausflug nach Luckau. Das ganze Kulturforum, in der historischen Altstadt gelegen, bietet immer etwas spannendes für die ganze Familie mit dem Indoorspielplatz, Kulturkirche und Niederlausitz-Museum. Hinzu kommt ein Spaziergang durch die Gartenstadt und entlang der erhaltenen Stadtmauer, wo alles beginnt zu sprießen und zu grünen.
Das Cartoonmuseum ist jedenfalls gerüstet für den Besucheransturm und zeigt noch bis Ende April einen Querschnitt durch das vielseitige und umfangreiche Schaffen des beliebten und humorvollen Zeichners Harri Parschau. Als meist gedruckter Zeichner prägte er das Bild der DDR-Satire-Zeitschriften weitestgehend mit.
Er bediente die politische Karikatur, die Humorzeichnung, und die Illustration bis hin zur Vignette.
Das Lebenswerk aus fast 40 Berufsjahren spiegelt ein Stück Geschichte und Lebensgefühl von damals wider.
Ein Vierteljahrhundert nach Verschwinden der DDR, Anlass sich wieder an diese zu erinnern: an ihre Besonderheiten, Merkwürdigkeiten und Unzulänglichkeiten. Interessant auch die Parallelen zu heute und wie das „ewig Menschliche“ überlebt hat.
Ausgeklammert wurden auch nicht die Zeichnungen zur Außenpolitik, besonders aus den ersten Schaffensjahren des Zeichners. Denn diese Blätter zeigen auch, wie die Welt aus der Sicht der DDR aussah und wie sie die Zeichner zu interpretieren hatten. Die zumeist schonungslose „Imperialismus-Kritik“ hat auch heute nicht an Aktualität verloren, wie bereits viele Besucher feststellten. Bitterer Beigeschmack dabei und wichtig zu Unterstreichen ist - das große Manko: nämlich, dass die Satire mit den eigenen gesellschaftlichen Verhältnissen nicht so rigoros umgehen durfte. Thematische Tabus und Schwarz-Weiß-Malerei machten auch nicht vor der Satire halt. Auch dies deutet sich bereits in der Ausstellung an.
Ebenso auffällig: nirgendwo wurde soviel gearbeitet in der DDR wie auf dem Papier - nicht nur in den Artikeln, nein auch in dem Gezeichneten. Die Arbeit zieht sich thematisch durch alle Lebensbereiche und ist entsprechend häufig vertreten in der Ausstellung.
Dennoch ist es ein großes Vergnügen, die hervorragenden Titelbilder für den Eulenspiegel zu betrachten, die im Falle von Harri Parschau auch nahezu ausnahmslos auf seinen eigenen Ideen beruhen, wie ehemaligen Redakteure bei der Eröffnung der Ausstellung bestätigten. Und auch hier konnte nur eine Auswahl präsentiert werden aus dem Großen Fundus des Lebenswerkes von mehreren Tausend Zeichnungen, die sich im Besitz der „Sammlung_Museum für Humor und Satire“ befinden.
Das Cartoonmuseum Brandenburg findet man in der Nonnengasse 3 im Erdgeschoss des Kreisachives. In 15926 Luckau einfach den Hinweisen „Kulturkirche/Museum/Tourismusinfo“ folgen: dahinter befindet sich das Museum. Geöffnet ist Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag jeweils 13-17 Uhr. Bis 27. April ist die Besichtigung der Harri Parschau- Ausstellung möglich und der Eintritt beträgt 2, bzw. ermäßigt 1 €. Für Kinder unter 12 Jahren ist der Eintritt frei! Danach warten schon die nächsten Höhepunkte auf die Besucher.
Informationen dazu findet man auf den Jahresprogramm-Flyern und unter www.cartoonmuseum.info.