Pres­se­mit­tei­lung

2025 / 0232 - 04.12.2025

Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie vernetzt in Halbe Akteure aus Deutschland, Polen und Frankreich


Unter dem Leitmotiv „Europa gemeinsam gestalten – Partnerschaft leben – Demokratie stärken“ fand in der vergangenen Woche im Kaiserbahnhof Halbe die Demokratiekonferenz 2025 der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dahme-Spreewald statt. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft sowie Delegationen aus Polen und Frankreich setzten ein starkes Signal für demokratische Kultur, historische Verantwortung und europäische Zusammenarbeit. Die Konferenz wurde gefördert über das Bundesprogramm “Demokratie leben!”.

Stefan Klein: Demokratie beginnt im Alltag – und im Mut, Haltung zu zeigen

In seiner Eröffnungsrede erinnerte der Vorsitzende des Bündnisses der Partnerschaft für Demokratie, Stefan Klein, daran, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei, sondern täglich neu gelebt und verteidigt werden müsse. Die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis, hervorgegangen aus dem „Aktionsbündnis gegen Rechts“, zeige eindrücklich, wie entscheidend couragiertes bürgerschaftliches Engagement für demokratische Kultur ist.

Klein betonte, dass demokratische Resilienz im Alltag entstehe – im fairen Austausch, im gegenseitigen Respekt und in der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Der Veranstaltungsort Halbe, geprägt durch die dramatischen Ereignisse der letzten Kriegsmonate 1945, mache deutlich, wohin der Verlust demokratischer Strukturen führen könne. Gleichzeitig hob er hervor, wie europäische Partnerschaften – insbesondere die 25-jährige Zusammenarbeit mit Wolsztyn sowie die seit 2023 bestehende Partnerschaft mit Cabestany – Europa im lokalen Alltag sichtbar und erfahrbar machen.

Impulse: Demokratie unter Druck – Antworten aus politischer Bildung und Europaarbeit

Im Anschluss ordnete Helmut Scholz, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, die Rolle der Kommunen als tragende Säulen demokratischer Stabilität ein und unterstrich ihre Bedeutung in einem Europa, das vor vielfältigen Herausforderungen steht.

Einen vertieften Einblick lieferte Marie Augère von der Stiftung Genshagen. Sie zeigte, wie unterschiedlich die Demokratietraditionen in Deutschland, Polen und Frankreich ausgeprägt sind und wie Populismus, Polarisierung und Desinformation demokratische Institutionen belasten. Dabei betonte sie, dass politische Bildung, europäischer Austausch und internationale Begegnungsprogramme entscheidend dafür seien, Demokratien widerstandsfähiger zu machen und gesellschaftlichen Zusammenhalt langfristig zu sichern.

Weimarer Dreieck – trilaterale Demokratiearbeit mit Zukunft

Einen zentralen Beitrag leistete Dieter Hackmann, Vorsitzender des Weimarer Dreieck e. V. mit Sitz in Weimar. Er erläuterte, wie die trilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Polen und Frankreich – das politische Weimarer Dreieck – heute weit über die nationale Ebene hinauswirkt und auf kommunaler Ebene zu einem wichtigen Motor für demokratische Bildung und interkulturellen Dialog geworden ist. Mit der Vorstellung des entstehenden „Runden Tisches im Weimarer Dreieck“, der künftig gemeinsame Aktivitäten in zwölf Themenfeldern bündeln soll, verdeutlichte Hackmann, wie systematisch und zukunftsorientiert die trilaterale Kooperation weiterentwickelt wird.

Europavereine als Brückenbauer

Ein Novum der diesjährigen Konferenz war der erstmalige gemeinsame Auftritt der beiden Europavereine des Landkreises – des Europavereins Dahme-Spreewald und der Europa-Union Dahme-Spreewald. Beide Akteure verdeutlichten, wie breit und lebendig europäische Bildungsarbeit, Jugendaustausch und zivilgesellschaftliches Engagement im Landkreis inzwischen aufgestellt sind. Ihre Beiträge zeigten, dass europäische Werte und demokratische Bildung eng miteinander verknüpft sind und lokal gelebt werden müssen, um nachhaltig Wirkung zu entfalten.

Landrat Sven Herzberger: Demokratie sichern – mit Erinnerung, Begegnung und europäischer Verantwortung

In seinem Grußwort erinnerte Landrat Sven Herzberger an die historische Dimension des Jahres 2025: Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sei Erinnerung untrennbar mit einem demokratischen Auftrag verbunden. Halbe, als Ort der letzten großen Kesselschlacht, stehe sinnbildlich dafür, wohin Nationalismus, Krieg und Menschenverachtung führen. Er betonte, dass Demokratie dort lebendig bleibe, wo Menschen sich engagieren, Grenzen überwinden und Verantwortung für das Gemeinsame übernehmen.

Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Bedeutung kommunaler Partnerschaften und europäischer Begegnungsprogramme, die jungen Menschen die Werte von Freiheit, Solidarität und Respekt erfahrbar machten. Europa, so Herzberger, sei kein abstraktes Projekt, sondern werde vor Ort in den Kommunen gelebt.

Zitat Sven Herzberger:

„Demokratie ist die Antwort der Geschichte – und Europa ihr Friedensversprechen. Wenn wir heute hier in Halbe zusammenkommen, dann erinnern wir uns nicht nur an Vergangenes. Wir erneuern unser Versprechen, Demokratie zu schützen, Menschenwürde zu achten und Europa als Raum des Friedens aktiv mitzugestalten.“

Im Anschluss überreichte der Landrat kleine Präsente an die Delegationen aus den Partnerkommunen – als Zeichen der Wertschätzung für ihre langjährige Zusammenarbeit.

Europäische Perspektiven: Gemeinsam lernen, gemeinsam handeln

In den Beiträgen aus Wolsztyn, Cabestany, Rokietnica und Dahme-Spreewald wurde deutlich, wie vielfältig Demokratiearbeit in Europa gestaltet wird und wie sehr lokale Initiativen dazu beitragen, europäische Werte mit Leben zu füllen. Die Beiträge zeigten, dass Demokratie dort besonders stark wird, wo Menschen einander begegnen, voneinander lernen und gemeinsame Verantwortung übernehmen.

Abschluss: Demokratie lebt vom Gespräch

Zum Abschluss rief Stefan Klein dazu auf, die Ergebnisse des Tages als Ausgangspunkt für neue gemeinsame Projekte und intensivere europäische Zusammenarbeit zu verstehen. Beim abschließenden Austausch bei Kaffee und Gebäck nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zu weiterführenden Gesprächen und besichtigten die Ausstellung „Weimarer Dreieck – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ des Weimarer Dreieck e. V.