Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung
Spreewaldklinik Lübben ist koordinierende Zweigstelle des Palliative Care Teams Rüdersdorf
Dank ist eine besondere Anerkennung. Dank für die Begleitung und Palliativversorgung eine Bestätigung, dass der Ausbau der palliativmedizinischen Versorgung eine wichtige Unterstützung für Kranke und ihre Familien ist.
Bereits seit mehr als fünf Jahren ist Palliativmedizin im Klinikum Dahme-Spreewald etabliert. Seit 2013 ist Dr. Chris Neiße Chefärztin dieses Bereiches. „Wir versorgen Patienten mit einer weit fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung im Rahmen einer stationären palliativmedizinischen Komplextherapie“, erläutert Dr. Neiße das Konzept. „Für unser Team steht die Linderung körperlicher und seelischer Beschwerden ebenso im Zentrum wie soziale und spirituelle Bedürfnisse. Dieses Versorgungsangebot wird ständig weiterentwickelt und ist jetzt mit der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, kurz SAPV, vollständig.“
SAPV ermöglicht für schwerstkranke Patienten, die eine besonders intensive Versorgung bei hoher Symptomlast benötigen, eine stabile Pflegesituation in ihrem eigenen zu Hause und entlastet zugleich das private Umfeld. Neben der medizinischen und pflegerischen Unterstützung erhalten die Angehörigen Beistand auch in sozialen und rechtlichen Fragen sowie kompetente Gesprächspartner zur Bewältigung von Krankheit und nahendem Verlust.
Unlängst wandte sich eine Familie mit einem Brief an die Leitung des Klinikums. „Wir möchten uns für die gesamte Behandlung und Betreuung recht herzlich bedanken“, schrieben Vater und Tochter einer Patientin. „Gerade in den letzten Stunden des Lebens wurden wir durch die Palliativ-Medizin und die Schwestern und Pfleger der Station sehr gut betreut. Wir fühlten uns nicht allein gelassen … alle hatten für uns Zeit und ein offenes Ohr.“
Die Spreewaldklinik Lübben hatte die Patientin sowohl stationär als auch koordinierend im Rahmen der SAPV versorgt und dafür auch die Angehörigen eingebunden. Seit 2017 ist die Spreewaldklinik Lübben koordinierende Zweigstelle des Palliative Care Teams (PCT) Rüdersdorf. Ermöglicht wurde dies durch eine Kooperationsvereinbarung mit der Krankenhaus und Poliklinik Rüdersdorf GmbH und dem dazu gehörenden Onkologischen Versorgungszentrum. So ist im Verbund mit Dr. Kerstin Stahlhut, der Chefärztin für Palliativ-medizin und Ärztlichen Leiterin des Palliative Care Teams in der Immanuel Klinik Rüdersdorf, das multiprofessionelle Netzwerk weiter ausgebaut worden, dem Dr. Chris Neiße bereits seit Langem angehört.
Dieses Netzwerk ist ein interdisziplinäres Team aus Palliativärzten und spezialisierten Pflegediensten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeitern, Seelsorgern und Psychoonkologen, welches eng mit allen Abteilungen des Krankenhauses sowie mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten zusammenarbeitet und in engem Kontakt steht mit ambulanten Hospizdiensten sowie Sozialstationen, Pflegeheimen, Hospizen, Beratungsstellen, wie auch der Krebsberatungsstelle in der Spreewaldklinik und der Landesarbeitsgemeinschaft Onkologie (LAGO).
„Die Palliativmedizin ist fest in das Leistungsspektrum des Klinikums integriert“, so Michael Kabiersch, Geschäftsführer des Klinikums Dahme-Spreewald. „Die enge Verbindung mit dem Palliative Care Team Rüdersdorf und die Weiterentwicklung der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung stärken als wichtige Bausteine die zeitgemäße medizinische Versorgung auch in ländlichen Regionen.“
Regelmäßige Weiterbildungen am Klinikum für alle palliativ tätigen ambulanten Versorger und für Patienten und Angehörige zu speziellen Themen tragen zusätzlich dazu bei, die Bevölkerung der Region über die Möglichkeiten und Angebote der Palliativversorgung zu informieren.
Zusatzinformation
Palliativ Care ist keine Frage des Ortes, sondern eine Frage der Einstellung zu und des Umgangs mit schwer erkrankten Patienten und ihren Angehörigen.
Palliativmedizin ist laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) „aktive und ganzheitliche Behandlung von Patienten, die an einer fortschreitenden Erkrankung mit einer begrenzten Lebenserwartung leiden.“ Im Blickfeld sind neben den körperlichen Beschwerden vor allem die psychologische, soziale und seelsorgerische Betreuung. 2002 ergänzte die WHO, dass zur Palliativmedizin „ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Angehörigen (gehört), die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, und zwar durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.“
Im Vergleich zu anderen medizinischen Spezialisierungen ist die Palliativmedizin ein sehr junges Gebiet. Die erste Palliativstation in Deutschland eröffnete 1983, 1997 wurde es Prüfungsfach, seit dem Jahr 2000 nimmt die öffentliche Aufmerksamkeit zu. Unbestreitbar ist die Notwendigkeit, für schwerkranke Menschen ein Umfeld zu schaffen, um stationär oder zu Hause die notwendige medizinische und pflegerische Versorgung zu erhalten. Vor zehn Jahren wurde der Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) gesetzlich verankert, seit 2015 wird der flächendeckende Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung gefördert. 2016 gab es bundesweit mehr als 300 Palliativstationen in Krankenhäusern, 1500 ambulante Hospizdienste und 236 stationäre Hospize, zwanzig Jahre zuvor waren es nur 28 Palliativstationen und 30 stationäre Hospize.
2010 wurde die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ verabschiedet, der 2013 das Klinikum Dahme-Spreewald als eine der ersten Institutionen im Land Brandenburg beitrat. In fünf Leitsätzen sind in der Charta Empfehlungen zum Umgang mit Menschen festgelegt, denen aufgrund ihrer Erkrankung nur eine begrenzte Lebenszeit bleibt und die dies auch wissen.