Auf einen Waldspaziergang muss man nicht verzichten
Auf einen Waldspaziergang muss man nicht verzichten
Welche Gefahren tatsächlich von Zecken ausgehen, darüber informiert
Dr. Marion Kunzelmann, Amtsärztin im Landkreis Dahme-Spreewald
In Deutschland gehören die Lyme-Borreliose und die Frühsommer -Meningoencephalitis (FSME) zu den am häufigsten durch einen Zeckenstich verursachten Krankheiten.
Frühsommer – Meningoencephalitis (FSME)
Die Krankheit wird durch ein Virus hervorgerufen, das durch den Stich einer infizierten Zecke in die Blutbahn des Menschen gelangt. Nach erfolgter Infektion treten bei ca. 30% der Infizierten Krankheitserscheinungen auf.
FSME -Erkrankungen häufen sich in bestimmten Regionen -sog. FSME Endemiegebieten, in denen bis zu 5% der Zecken mit dem FSME -Virus infiziert sind.
Bei welchen Anzeichen sollte man an eine FSME denken?
Es kommt zunächst zu grippeähnlichen Symptomen mit mäßigem Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindelgefühl. Treten derartige Symptome ca. 7-14 Tage nach einem Zeckenstich auf, sollte man unbedingt einen Arzt zu Rate ziehen.
Nach einem fieberfreien Intervall von etwa 1 Woche (bis 20 Tagen) entsteht bei etwa 10% dieser Patienten eine Meningoencephalitis (Entzündung der Hirnhaut und des Gehirns) mit Fieber, Erbrechen, Nackensteifigkeit. Ebenfalls können Bewusstseinsstörungen und Lähmungserscheinungen auftreten.
Wie wird die FSME behandelt?
Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Eine spezifische Therapie ist nicht verfügbar.
Präventive Maßnahmen
Den besten Schutz vor Zeckenstichen bieten geeignete Kleidung und die Anwendung von Repellents (Insektenschutzmitteln). Weiterhin sollte man nach Aufenthalt in der Natur den Körper (vor allem auch bei Kindern) sorgfältig nach Zecken absuchen. Bei Zeckenbefall muss diese umgehend entfernt werden, d.h. die Zecke sollte mit einer Pinzette dicht über der Haut im Bereich des Köpfchens und durch langsames Ziehen nach hinten – also entgegen der Stichrichtung – vorsichtig herausgezogen werden. Wichtig ist, dass der Zeckenkörper dabei nicht gedrückt oder gequetscht wird. Keinesfalls dürfen Zecken vor ihrer Entfernung aus der Haut mit öl, Creme oder anderen Substanzen bedeckt werden.
Eine Schutzimpfung ist möglich und wird empfohlen
- für Personen, die in Risikogebieten wohnen oder arbeiten und für die das Risiko eines
Zeckenstiches besteht und
- für Personen, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten und dabei gegenüber Zecken exponiert sind.
Zur FSME-Situation in Deutschland und im Land Brandenburg
2006 wurden in Deutschland 546 FSME-Fälle gemeldet, vor allem bei Bürgern, die sich in Risikogebieten aufgehalten haben.
Insgesamt werden 129 Kreise als FSME-Risikogebiete durch das Robert-Koch-Institut ausgewiesen:
- 39 Kreise in Baden-Württemberg
- 74 Kreise in Bayern
- 8 Kreise in Hessen
- 7 Kreise in Thüringen
- 1 Kreis in Rheinland-Pfalz
Die Karte der Risikogebiete kann auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts
www.rki.de (Infektionskrankheiten von A-Z) eingesehen werden.
Das Land Brandenburg und der Landkreis Dahme-Spreewald gehören derzeit nicht zu den FSME-Risikogebieten.
Lyme - Borreliose
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa.
Auch in Deutschland ist von einer Infektionsgefährdung in allen Teilen des Landes auszugehen.
Bei welchen Anzeichen sollte man an eine Borreliose denken?
Die Symptomatik der Borreliose ist außerordentlich vielgestaltig. Die Erkrankung verläuft ohne Behandlung in drei Stadien. Eine spontane Ausheilung in jedem Stadium ist möglich. Auch kann im klinischen Verlauf jedes Stadium übersprungen werden.
Im ersten Stadium entsteht Tage bis wenige Wochen nach dem Zeckenstich an dieser Stelle eine scharf abgegrenzte, schmerzlose Rötung, die sich zentrifugal ausbreitet und meist im Zentrum eine Aufhellung aufweist.
Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich folgt das Stadium zwei, begleitet von brennenden Schmerzen an der Einstichstelle. In 90% der Fälle werden schlaffe Lähmungen beobachtet, in über 60% der Fälle treten zusätzlich sensible Ausfälle auf.
Im dritten Stadium, Monate bis Jahre nach der Infektion können schubweise und chronisch verlaufende Entzündungen der Gelenke auftreten.
Wie wird Lyme-Borreliose behandelt?
Eine Therapie ist in der Frühphase der Erkrankung in der Regel am erfolgreichsten.
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.
Eine generelle prophylaktische Antibiotikatherapie wird nicht emphohlen.
Präventive Maßnahmen
Eine Schutzimpfung gegen Borreliose steht nicht zur Verfügung, so dass auf die oben beschriebenen allgemeinen präventiven Maßnahmen zurückgegriffen werden muss.
Zur Borreliosesituation in Deutschland und Brandenburg
Eine bundesweite Meldepflicht für Borreliose besteht nicht. Schätzungen besagen, dass jährlich 60 000 bis 80 000 Deutsche betroffen sind.
Im Land Brandenburg (hier besteht eine Meldepflicht) erkrankten 2006 2191 Menschen an Borreliose. Im Landkreis Dahme-Spreewald wurden im gleichen Jahr 152 Fälle gemeldet.