Sorben/Wenden – eine Minderheit im Wandel

In der jüngsten Sitzung des Kreistages Dahme-Spreewald stellte die hauptamtliche Beauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Sabrina Kuschy, den Sorben/Wenden-Bericht 2022/2023 vor.
Der Bericht zeigt das vielfältige sorbische/wendische Leben in Dahme-Spreewald und stellt vor, welche Maßnahmen in den vergangenen zwei Jahren seitens der Kreisverwaltung umgesetzt wurden.
Zeitenwende
Das sorbische/wendische Volk befindet sich im Wandel der Zeit. Damit geht eine Reformation der sorbischen/wendischen Traditions- und Sprachvermittlung einher.
Spürbar mehr junge Menschen interessieren sich für die Kultur der Sorben/Wenden, sie sind auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, ihren Wurzeln zwischen Tradition und Moderne, zwischen Geschichte und Zukunft.
Neue Veranstaltungsformate, kreative Projekte und die innovative sowie die digitale Sprach- und Wissensvermittlung sind beispielgebend für diesen Umbruch.
Diese Zeitenwende möchte der Landkreis Dahme-Spreewald mit seiner sorbenpolitischen Arbeit unterstützen.
„Die sorbische/wendische Volksgruppe ist ein unverzichtbarer Akteur in der Politik, in der Kultur, im Bildungs- und Sozialwesen und nicht zu vergessen im Strukturwandelprozess der Lausitz“, sagt Landrat Stephan Loge.
Zweisprachigkeit und Digitalisierung
Die Kreisverwaltung hat es sich zur Aufgabe gemacht, an der öffentlich sichtbaren Verwendung der sorbischen/wendischen Sprache kontinuierlich zu arbeiten.
Im Zuge der Neu- bzw. Ersatzbeschilderung der Verwaltungsgebäude des Landkreises wurde die Zweisprachigkeit im Berichtszeitraum auch außerhalb des angestammten Siedlungsgebietes, so auch an den Verwaltungsstandorten in Königs Wusterhausen und Luckau, umgesetzt.
Des Weiteren wurde an der im Nahverkehrsplan des Landkreises festgeschriebenen Umsetzung der zweisprachigen Beschilderung der Haltestellen im ÖPNV gearbeitet. Als erster Landkreis in der Niederlausitz werden im Jahr 2023/2024 die Bushaltestellen in Dahme-Spreewald zweisprachig ausgewiesen.
Im Gestaltungsprozess der Digitalisierung spielt die Sichtbarkeit der niedersorbischen Sprache eine immer präsentere Rolle. Seitens der Kreisverwaltung wurden mit dem Relaunch der Internetseite des Landkreises im Jahr 2022, die wichtigsten Informationen in niedersorbischer Sprache übersetzt.
Für die Nutzung der sorbischen/wendischen Sprache im Alltag kommen mittlerweile gut nutzbare Übersetzungstools zum Einsatz. Mit der sotra.app und dem Bing Microsoft-Translator können ganze Texte in Sekundenschnelle ins Deutsche bzw. Niedersorbische übersetzt werden.
„Die niedersorbische Sprache gehört zu den am stärksten bedrohten Minderheitensprachen Europas. Die Sprache ist Teil unserer Heimat und Identität, diese es zu bewahren und weiterzuentwickeln gilt. Dafür ist die Schaffung und Entwicklung von digitalen und öffentlichen Sprachräumen von höchster Priorität“, sagt die Sorben/Wenden-Beauftragte Sabrina Kuschy.
Aus diesem Anspruch heraus werden ab Herbst 2023 neue Weiterbildungsangebote zum Erlernen der niedersorbischen Sprache für Jedermann in Kooperation mit der Volkshochschule Dahme-Spreewald und der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur in Lübben/Lubin angeboten. Anmeldungen unter www.vhs-dahme-spreewald.de.
Förderung des kulturellen Erbes
Zur Förderung der sorbischen/wendischen Sprache und Kultur bekennt sich der Landkreis Dahme-Spreewald zu wichtigen Schwerpunktthemen, angefangen von sorbischer/wendischer Sprache im öffentlichen Raum, Bildungsangeboten, finanzieller Förderung, bis hin zu Vorhaben, die das vielfältige Kulturerbe der Sorben/Wenden zeitgemäß und modern weiterentwickeln sollen.
Mit der Richtlinie zur Förderung des sorbischen/wendischen Volkes hat Dahme-Spreewald als einziger Landkreis in Brandenburg und Sachsen ein finanzielles Unterstützungsangebot zum Schutz und zum Erhalt der nationalen Identität der Sorben/Wenden und zur Förderung der kulturellen Vielfalt aufgelegt. In Anbetracht der steigenden Tendenz der Antragseingänge wurde das jährliche Fördervolumen auf 40.000 € mit dem Kreishaushalt 2023/2024 deutlich erhöht.
Auch für das kommende Jahr werden kreative Projektideen zur Stärkung der kulturellen Vielfalt im Landkreis Dahme-Spreewald gesucht. Die nächste Antragsfrist für Projekte im Jahr 2024 endet am 31. Oktober 2023. Die Richtlinie zur Förderung des sorbischen/wendischen Volkes im Landkreis Dahme-Spreewald sowie die Antragsformulare stehen auf der Internetseite des Landkreises unter www.dahme-spreewald.info zur Verfügung.
Ausblick
Seit seinem Bestehen setzt sich der Landkreis Dahme-Spreewald für ein gutes deutsch-sorbisches Miteinander ein. Mit dem Rückhalt des Kreistages, ist der Landkreis Dahme-Spreewald weiterhin bestrebt, das Sorbische/Wendische in der Mitte unserer Gesellschaft zu verankern, um die Kultur und die Zweisprachigkeit zusammen mit dem Land Brandenburg, der Domowina und vielen weiteren engagierten Institutionen und Personen als Alleinstellungsmerkmal der Lausitz zu stärken.
„Trotz vieler positiver Zeichen, ist der Erhalt der niedersorbischen Sprache, die Förderung der Identität und Kultur des sorbischen/wendischen Volkes, das wichtigste Gebot der Stunde. Dafür sind auf breiter Ebene weitere Bemühungen, finanzielle und personelle Ressourcen notwendig sowie innovative Ideen gefragt“, betont die Sorben/Wenden-Beauftragte.
Alle sorbischen/wendischen Aktivitäten des Landkreises Dahme-Spreewald, sind ausführlich im aktuellen Sorben/Wenden-Bericht 2022/2023 nachzulesen.