Politikmesse mit ineressanten Angeboten für Frauen
Die erste Politikmesse, die kürzlich unter dem Motto „Frauen macht Politik“ in Königs Wusterhausen stattfand, bot vor allem Frauen die Gelegenheit, sich über Politik zu informieren, sich auszutauschen und sich zu vernetzen.
Die parteiübergreifende Messe war eine gemeinsame Veranstaltung des Landkreises Dahme-Spreewald (LDS) und der unabhängigen Forschungs- und Beratungsorganisation Europäische Akademie für Frauen (EAF) Berlin.
An mehr als fünfzehn Messeständen präsentierten sich Organisationen aus Politik und Zivilgesellschaft, Vereine, Verbände und Initiativen, die die Kommunalpolitik des Landkreises Dahme-Spreewald mitgestalten.
Hintergrund der Idee für diese Messe ist, dass die Mandate in den Brandenburger Kreistagen immer noch zu 76,6 Prozent in Männerhand liegen. Und auch im Kreistag und in den Gemeindevertretungen des Landkreises Dahme-Spreewald sind mit rund 29 Prozent noch viel zu wenige Frauen vertreten.
An den Ständen, in einer Podiumsdiskussion und in Workshops ging es um Fragen rund um die Kommunalpolitik: Wie bekomme ich ein Mandat im Kreistag oder in der Gemeindevertretung? Wie lassen sich Beruf, Familie und Ehrenamt vereinbaren? Welche „Schnuppermöglichkeiten“ gibt es, um kommunalpolitischen Alltag unverbindlich kennen zu lernen?
In einer Talkrunde mit Frauen , die in der Politik und Verwaltung aktiv sind, erfuhren die Messebesucher aus erster Hand, welche unterschiedlichen Wege es gibt und welche Motivationen bestehen, um sich kommunalpolitisch zu engagieren.
Susanne Rieckhoff zum Beispiel hat nach 25 Jahren im richterlichen Dienst in die Verwaltungsspitze des Landkreises Dahme-Spreewald gewechselt. Warum? „Weil ich neugierig bin auf Neues“, sagte die neue Beigeordnete und Dezernentin für kommunale Angelegenheiten und inneren Dienstbetrieb. Zuletzt leitete Susanne Rieckhof das Amtsgericht in Eberswalde. Seit Mai diesen Jahres hat sie die Verantwortung für die inneren Verwaltung übernommen, kümmert sich unter anderem um den Personal- und Organisationsbereich und unterbreitet Vorschläge für eine zeitgemäße Umstrukturierung in der Kreisverwaltung. „Ich habe gern gewechselt, weil ich so einen frischen Kopf behalte“, verriet sie und fügte mit einem Lächeln an : „Der Kreistag hat sich getraut, mich zu nehmen“. Susanne Rieckhoff wünscht sich, dass sich mehr junge Frauen engagieren. So könnten auch viel mehr Frauenthemen in den gesellschaftlichen Gremien präsentiert und diskutiert werden. Eine bessere gesetzliche Regelung wäre gut und hilfreich für mehr Frauenengagement, meinte sie.
Dem stimmte auch Birgit Klunk vom Kreisvorstand der Bündnis 90/Grüne zu. Für Frauen müssten andere Voraussetzungen geschaffen werden, damit sie Beruf, Familie und Politik unter einen Hut bringen könnten, forderte sie. Sie selbst habe bereits vor zwanzig Jahren begonnen sich kommunalpolitisch in Eichwalde zu engagieren, sowohl beim Kampf gegen den geplanten Großflughafen als auch bei der Organisation des beliebten Rosenfestes. Heute ist sie sachkundige Einwohnerin in einem Ausschuss der Gemeinde Eichwalde und mitten im Geschehen.
Vor Ort war auch die CDU - Bundestagsabgeordnete Jana Schimke. Für sie sind das eigene Interesse und der eigene Antrieb Grundvoraussetzungen für politisches Engagement. „Ich war ein Kind der Wendezeit. Ich musste nicht politisch motiviert werden. Ich wollte schon immer mitreden“, verriet sie. „Viele Dinge versteht man erst wirklich, wenn man sie selbst macht“, weiß Jana Schimke. Sie appelierte an die Frauen, sich vorzuwagen und damit die politische Kultur zu bereichern.
Auch SPD-Landtagsabgeordnete Sylvia Lehmann ermutigte Frauen, sich in Gesellschaft und Politik einzumischen. Die erfahrene Kommunalpolitikerin sitzt seit 2004 im Brandenburgischen Landtag, ist hier sozial- und gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und engagiert sich darüber hinaus auch im Kreistag und in ihrer Gemeindevertretung. Gerade die Vernetzung der Themen auf den unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen sei hilfreich für das Verständnis und die Suche nach Lösungen, sagte sie. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass man für dieses umfassende Engagement auch ein gutes Hinterland in der eigenen Familie brauche.
Dem konnte die Kreistagsabgeordnete Nadine Lebidies von der Fraktion Die Linke nur zustimmen. Die junge Lehrerin für Biologie und Politik hat sich bereits als Schülerin in einer so genannten Toleranzgruppe politisch engagiert. „Es ist ein Gewinn, wenn man mitreden und mitbestimmen kann“, schätzte sie ein.
Birgit Uhlworm setzt sich als Geschäftsführerin des Landesverbandes Selbsthilfegruppe Alleinerziehender im Land Brandenburg (SHIA) besonders stark für die Belange der Frauen ein. Seit 1993 ist sie Stadtverordnete in Königs Wusterhausen und gründete im gleichen Jahr die Unabhängige Frauenliste im Stadtparlament. Von 2008 bis 2014 saß sie für die Unabhängige Bürgerliste im Kreistag und kandidierte bei der letzten Landratswahl im Landkreis Dahme-Spreewald. In ihrer langjährigen kommunalpolitischen Arbeit kämpft sie um die paritätische Besetzung von Gremien.
Die Messerveranstalter waren bemüht viele Fragen rund um die Kommunalpolitik zu beleuchten. Die Angebote für Frauen waren vielseitig und interessant. Die Resonanz darauf blieb verhalten. Die Veranstalter hätten sich ein größeres Publikum gewünscht.