Grußwort von Landrat Martin Wille zum Jahreswechsel 2003/2004
Liebe Bürgerinnen und liebe Bürger,
jeder von uns hat sein ganz persönliches Jahr erlebt und blickt in diesen Tagen darauf zurück,
auf interessante Begegnungen und neue Herausforderungen, auf traurige Ereignisse, vielleicht sogar auf Misserfolge, hoffentlich aber auf viel Freude und Glück.
Ich weiß, dass so mancher von Ihnen mit Sorge in die Zukunft schaut und sich fragt, ob der allgemeine Aufwärtstrend der letzten Jahre nun zu Ende sei.
In der Tat wird unser Leben momentan von Veränderungen begleitet, die fast für jeden von uns spürbar werden. Wenn wir aber unsere hohen Ansprüche nach sicherer Beschäftigung, gerechten Renten, einem zuverlässigen Gesundheitssystem und zeitgemäßer Bildung erfüllt sehen wollen, sind umfangreiche Reformen unvermeidbar. Es ist keine Frage, dass wir vor schwierigen Problemen stehen, aber wir dürfen auch die Maßstäbe nicht verlieren und müssen das richtige Augenmaß behalten. Abwarten bringt uns nicht weiter, Schimpfen und Verschleiern auch nicht. Es geht nur voran, wenn wir gemeinsam handeln, wenn wir selbst das tun, was wir sagen, wenn wir unsere Chancen nutzen und Verantwortung übernehmen.
Ob in der Politik, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft oder in der gesellschaftlichen Entwicklung – wir sind immer stärker darauf angewiesen, auf einander zuzugehen und zusammenzuarbeiten.
Wenn wir die Entwicklung im Landkreis Dahme-Spreewald im vergangenen Jahr realistisch betrachten, sehen wir gute Beispiele, die uns Grund für Zuversicht und Optimismus geben.
Im neuen, international bedeutenden Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Wildau hat das erste Prüfzentrum für Luftverdichter den Betrieb aufgenommen. Das benachbarte Technologie- und Gründerzentrum agiert nach wie vor als Wirtschaftsmotor der Region. Der Lotsendienst der Regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft ist der erfolgreichste im Land Brandenburg. Bisher wurden 195 Frauen und Männer auf ihrem holprigen Weg in die Selbständigkeit begleitet.
Ein herber Rückschlag für den Kreis war das endgültige Aus für die Projekte CargoLifter in Brand und Spreewaldpark-Resort in Niewitz. Nun soll der Erlebnispark „Tropical Island“ die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze erfüllen. Als Kreis werden wir auch hier wieder die nötigen Rahmenbedingungen garantieren. Alles andere ist Sache der englisch-malaysischen Investorengemeinschaft. Ich bleibe Optimist und gehe vom Erfolg aus.
Für das Gewässerrandstreifenprojekt ist der Durchbruch erzielt. In den nächsten 10 Jahren werden Millionen investiert, um unsere einmalige Kulturlandschaft zu erhalten.
Die Modernisierung unserer Krankenhäuser geht zügig voran. Mit dem Start des zweiten Bauabschnittes werden weitere 25 Mio Euro in die Spreewaldklinik investiert. Im Achenbach-Krankenhaus setzen wir die Neubau- und Rekonstruktionsmaßnahmen im nächsten Jahr fort.
Straßen und Brücken im Landkreis konnten mit einer Investitionssumme von ca. 2,5 Mio Euro spürbar verbessert werden.
In unserer Schullandschaft geht es zurzeit sehr lebhaft zu. Grund dafür sind die abnehmenden Schülerzahlen und die damit verbundenen Zusammenlegungen von Schulen. Zumal hat uns die PISA-Studie aufgeschreckt und gezeigt, wie wichtig ein modernes, flexibles Bildungssystem und ein gutes zu Hause für die Zukunft unserer Kinder sind. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die Beteiligung der Herder-Gesamtschule in Königs Wusterhausen am so genannten 6 + 6 Modell. Danach kann das Abitur bereits nach 12 Schuljahren erreicht werden. Die Modernisierung unserer Bildungseinrichtungen behalten wir im Auge. Schritt für Schritt gehen auch die Rekonstruktionen an den Förderschulen weiter, um hier die notwendige Barrierefreiheit herzustellen. Die große Nachfrage im Schullandheim Schlepzig zeigt, dass unsere Entscheidung, die Einrichtung in freie Trägerschaft zu geben, richtig war.
Auch die älteren und Kranken unter uns werden nicht vergessen. In Bestensee entsteht gerade ein neues Seniorenheim und in Niederlehme haben wir kürzlich das Richtfest für das „Regine-Hildebrand-Haus“ gefeiert. Hier werden künftig Demenz-Kranke und Alzheimer-Patienten betreut.
Der Blick in das Portmonee des Landkreises verrät nichts Gutes. Im Haushaltsjahr 2003 haben wir etwa 21 Mio Euro investiert und 130 Mio Euro für laufende Leistungen verwendet. Dazu gehören unter anderem die Sozialhilfe, Jugendhilfe, Schülerbeförderung, Kindertagesbetreuung, öffentlicher Personennahverkehr. Durch die angekündigten Landeskürzungen von ca. 6,9 Mio Euro wird der bisher stabile Haushalt des Kreises nun auch erheblich ins Wanken geraten. Der Griff zum Sparbuch, das heißt auf die Rücklagen des Landkreises, ist unvermeidbar. Es wird noch viel Arbeit notwendig sein und viel Kreativität brauchen, um Lösungswege zu finden, die einen Haushaltsausgleich für das Jahr 2004 sichern.
Mit der Kommunalwahl am 26. Oktober 2003 trat die viel umstrittene Gemeindegebietsreform in Kraft. Ich hoffe, dass die große Ablehnung und Skepsis in den Gemeinden recht schnell von der Normalität des Alltags abgelöst wird, ähnlich wie bei der Kreisgebietsreform vor 10 Jahren.
Die Kommunalwahl hat auch eine veränderte Zusammensetzung des Kreistages zur Folge.
Erste Anlaufschwierigkeiten in der neuen Konstellation waren nicht zu übersehen. Ich hoffe, dass sich der frisch gewählte Kreistag künftig durch konstruktives, erfolgsorientiertes Arbeiten bewähren wird.
Wie immer geht mein großer Dank an alle ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürger im Landkreis. Ihr Fleiß und ihre Einsatzbereitschaft, ihre Solidarität und ihr Gemeinsinn halten unsere Gemeinschaft zusammen. Wo auch immer wir leben, ob in einer Familie, einer Wohngemeinschaft oder in einem Heim - jeder von uns braucht ein zu Hause, in dem er Geborgenheit und Anerkennung findet. Ein dankbares Lächeln zu erfahren, ist oft viel mehr wert, als einen Scheck entgegen zu nehmen.
Ich danke allen, die mithelfen, den Landkreis Dahme-Spreewald lebenswerter zu machen.
Lassen Sie uns auch gemeinsam die Herausforderungen für das neue Jahr 2004 annehmen und meistern.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches und friedvolles neues Jahr.
Ihr Martin Wille