Pres­se­mit­tei­lung

2003 / 0064 - 05.06.2003

Disskusion um Gewässerransstreifenprojekt

Landrat Martin Wille ist nicht ganz zufrieden mit dem bisher erreichten Stand des Gewässerrandstreifenprojektes Spreewald.
Auch wenn die Pflege- und Entwicklungsplanung noch nicht ganz abgeschlossen ist und zu einigen kritischen Punkten noch Diskussionsbedarf besteht, zeichnet sich aber schon heute ab, dass viele der geplanten Maßnahmen – wie der Wiederanschluss von Altarmen oder das Schaffen von strukturreichen und vernetzten Fließgewässern – die Kulturlandschaft Spreewald befördern und noch attraktiver für seine Bewohner und Besucher machen werden.
Immerhin haben seit Oktober 2001 über 1000 Teilnehmer in 21 Gebiets- und 11 Facharbeitsgruppen miteinander diskutiert, sich mit Hilfe eines professionellen Moderationsteams um Kompromisse bemüht und diese auch in vielen Fällen erzielt. Dieser Status quo sollte als Erfolg der Beteiligten betrachtet und nicht ohne Not in Frage gestellt werden. Schließlich sollen in den nächsten 10 Jahren rund 15 Millionen Euro in die Region fließen. Der größte Teil in sogenannte biotopeinrichtende Maßnahmen, d. h. Baumaßnahmen die dem Spreewald und allen seinen Bewohnern auch helfen sollen, mit dem immer knapper werdenden Wasser besser umzugehen.
Diese Mittel sind im übrigen reine Naturschutzmittel. Kommt das Projekt nicht, gehen sie der Region unwiederbringlich verloren. Für andere – zum Beispiel rein touristische - Zwecke dürfen sie nicht eingesetzt werden.
Der Zweckverband Gewässerrandstreifenprojekt trägt selbst 7 % der Finanzierung, der Rest des Geldes kommt vom Bundesamt für Naturschutz und dem Land Brandenburg.
Zu noch offenen Fragen:
Bei einem 12 Jahre dauernden Projekt können nicht alle Fragestellungen der Zukunft abschließend beantwortet sein. Das sollte aber kein Grund sein, ein für die nachhaltige Entwicklung der Region wichtiges Projekt aufs Spiel zu setzen.
Auch sollte nicht vergessen werden, dass es für alle geplanten Maßnahmen des Projektes in der nächsten Stufe des Projektes Genehmigungs- und Ausführungsplanungen geben wird, die wieder durch die öffentlichkeit, insbesondere die Eigentümer und Nutzer, begleitet werden.
Die umstrittene Frage von nicht genutzten Flächen im inneren Spreewald als potenzielle Erweiterungsflächen des Schutzgebiets (Erweiterung Schutzzone 1) ist im Rahmen der Planung mit Nutzern und Gemeinden diskutiert worden. Viele der konfliktbeladenen Flächen stehen im Ergebnis der Beratungen aus fachlichen Gründen und auf Grund des nicht erteilten Einverständnisses der Eigentümer nicht mehr für eine Erweiterung zur Disposition, denn ohne eine solche Zustimmung geht nichts – niemand wird enteignet, anders als zu DDR- Zeiten. Dennoch sind Abrundungen und Ergänzungen von vorhandenen Totalreservaten möglich. Und im Gegensatz zu der Situation Anfang der 90er Jahre würde im Rahmen des Projektes Geld zur Verfügung stehen, um verkaufswilligen Eigentümern Flächen abzukaufen, die für die Natur zwar besonders wichtig, für den Nutzer aber wirtschaftlich nicht attraktiv sind.
Zum Bestand von Sonder- und Ausnahmegenehmigungen im Bereich Burg- Lübbener- Kanal für den Einsatz von Motorkähnen, die offensichtlich zur Zeit für viel Diskussionsstoff sorgen, weist Landrat Martin Wille darauf hin, dass diese Reglung zwar Bestandteil des Zuwendungsbescheides war, im Kern handelt es sich jedoch um gesetzliche Vorgaben des Landes Brandenburg, die nur von dort aus in verbindlicher Form geregelt werden können. Der für den Spreewald typische gestakte Kahn kann auf den jetzt diskutierten Strecken nach wie vor gefahren werden.
Ein Aspekt von zusätzlichen Einnahmen für die Region ist im Rahmen der Planung deutlich geworden: In Zeiten immer knapper fließender Fördermittel des Naturschutzes, werden in Zukunft gezielt geplante Maßnahmen des Naturschutzes die Grundlage dafür sein, dass europäische Mittel auch nach 2006 zur Förderung bedeutender Lebensräume bereitgestellt werden. Ein wichtiger Aspekt in einem landwirtschaftlich geprägten Gebiet wie dem Spreewald.
Die Beispiele zeigen, dass das Gewässerrandstreifenprojekt mit Fug und Recht als ein Baustein der nachhaltigen regionalen Entwicklung angesehen werden kann. Strittige Aspekte müssen zwar noch geklärt werden, das wurde den Beteiligten zugesagt, aber was der Natur nützt, hat dem Menschen bisher noch nicht geschadet......und wo wäre der Spreewald heute ohne den Schutz als Biosphärenreservat?