Der Blick ins Körperinnere - Moderne endoskopische Verfahren
Medizinische Sonntagsvorlesung erklärt Nutzen der Darmspiegelung
Nach den Tiefen des Meeres im Februar entführt die 89. Medizinische Sonntagsvorlesung am 11. März 2018 in der TH Wildau in die eher unbekannten Regionen des menschlichen Körpers. „Was geschieht bei einer Darmspiegelung?“ fragen Jens Bergemann und Katrin Spinola, die als Oberarzt bzw. Teamleiterin der Funktionsdiagnostik am Achenbach-Krankenhaus tätig sind. Die beiden Referenten stellen in ihrer Vorlesung zum Darmkrebsmonat März moderne Verfahren der Endoskopie vor und erklären, was bei einer Darmspiegelung geschieht und wofür sie wichtige Erkenntnisse ergibt.
Der Verdauungsprozess ist ein komplexes Geschehen, das wichtigste Organ ist dabei der Darm. Bei einem Erwachsenen hat er eine beachtlich Länge von gut sieben Metern, beginnend beim Magenpförtner über den bis zu drei Meter langen Dünndarm, den Dickdarm bis zum After. „Schmerzen, Durchfälle, Verstopfung oder Blut im Stuhl sind die häufigsten Beschwerden, die für eine Darmspiegelung (Koloskopie) sprechen“, erklärt Oberarzt Jens Bergemann. „Dabei wird – ausgehend vom After – der gesamte Dickdarm untersucht, eventuell ergänzend das Ende des Dünndarms.“ Im Krankenhaus führt er diese Untersuchungen gemeinsam mit dem Team von Katrin Spinola durch, das sich auf endoskopische Untersuchungen und Funktionsdiagnostik spezialisiert hat. Vorsorgeuntersuchungen werden meist ambulant in darauf spezialisierten Arztpraxen durchgeführt.
Bei einer Darmspiegelung wird ein endoskopisches Gerät eingeführt, in diesem Fall ein Koloskop. „Das ist – ganz anders als in der frühen Zeit der Endoskopie – ein dünner, beweglicher Schlauch mit eingebundener Mini-Kamera und Mini-Zangen oder Schlaufen“, beschreibt Katrin Spinola die Technik. „Die Kamera liefert Bilder der Darmwände, mit denen die Gründe für Beschwerden sichtbar werden. Das können gutartige Schleimhautveränderungen, etwa Ausstülpungen des Darms (Divertikel) oder Polypen sein, aber auch Entzündungen.“ Polypen sind Wucherungen der Darmschleimhaut, einige Millimeter bis zu mehreren Zentimetern groß, aus denen Darmkrebs entstehen kann. Diese Veränderungen werden mit der Kamera sichtbar und Polypen werden dann sogleich mit Hilfe der Mini-Instrumente entfernt. Proben davon werden bei einer feingeweblichen Untersuchung darauf untersucht, ob eine Krebserkrankung vorliegt.
Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung. Jährlich erkranken mehr als 60.000 Menschen neu daran. Wenn es in der Familie bereits Darmkrebserkrankungen gab, steigt die Wahrscheinlichkeit, selbst daran zu erkranken, auf 80 Prozent. „In diesen Familien empfehlen Ärzte häufiger eine Darmspiegelung“, sagt Jens Bergemann. „Die Bedeutung der Koloskopie wird daran erkennbar, dass alle, die eine Darmspiegelung hatten, viel seltener an Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium erkranken. Das haben spezielle Studien gezeigt.“ Regulär tragen die Krankenkassen ab dem 55. Geburtstag die Kosten im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen alle zehn Jahre, da das Erkrankungsrisiko ab etwa 50 Jahren zunimmt.
Die Medizinische Sonntagsvorlesung am 11. März 2018 beginnt wie immer um 11 Uhr und findet im großen Hörsaal in Halle 14 der TH Wildau statt, direkt am S-Bhf. Wildau. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Themen und Referenten der Medizinischen Sonntagsvorlesungen sind auch im Internet abrufbar: www.klinikum-ds.de/gut-zu-wissen/veranstaltungen.