Pres­se­mit­tei­lung

2011 / 0175 - 17.05.2011

Qualitätsstandards zum Wohle der Kinder und Jugendlichen

Am 13.05.2011 hat sich Irene Richter, langjährige Leiterin des Amtes für Jugend, Sport und Freizeit im Landkreis Dahme-Spreeewald, in den wohl verdienten Vorruhestand verabschiedet.

Viele Kolleginnen und Kollegen sowie langjährige Weggefährten aus Vereinen, Verbänden, Schulen, Kitas und Kommunen sind ihrer Einladung gefolgt.

Landrat Stephan Loge würdigte das unermüdliche Wirken von Irene Richter, die sich sehr engagiert, sehr aufmerksam mit hoher fachlicher Kompetenz den sensiblen Themen im Jugendamt widmete und dabei immer die Qualitätsentwicklung im Auge hatte.

Am Montag, dem 16. Mai, wird Irene Richter um 14:00 Uhr im Kreistagssaal in Lübben anlässlich einer Diskussion zum Thema „Familien stärken – das Jugendamt ist dabei“ offiziell den Staffelstab an ihren Nachfolger Hubert Lautenbach übergeben.

Irene Richter steht seit Bestehen des Landkreises Dahme-Spreewald an der Spitze des Jugendamtes. „Meine Ernennungsurkunde bekam ich am 15. Juli 1994“, erinnert sich die LDS-Fachfrau, die vor kurzem ihren 60. Geburtstag gefeiert hat.

Mit 70 Mitarbeitern leitet Irene Richter eines der größten Ämter im Landkreis. Sie verantwortet einen ca. 50 Millionen Euro umfassenden Haushaltsetat, das sind ca. 1/4 aller Gesamtausgaben des Kreises. Damit finanziert und unterstützt der Kreis zielgerichtet pflichtige und freiwillige Maßnahmen zum Wohle von Kindern, Jugendlichen und Familien, angefangen von der Kitabetreuung über die Jugend- und Jugendsozialarbeit bis hin zu vielfältigen Hilfen zur Erziehung.

Das „Amt für Jugend, Sport und Freizeit“ ging einst mit 45 Mitarbeitern an den Start, weiß Irene Richter und denkt mit einem Schmunzeln an den Anfang zurück. „Beim Verfassen der ersten Vorlagen für die Arbeit in den Ausschüssen und im Kreistag haben wir uns wirklich schwer getan. Das war damals völlig neu für uns und hat so manche Abendstunde in Anspruch genommen“.

Übrigens der Begriff „Freizeit“ steht in der Amtsbezeichnung, weil die Kinderfreizeiteinrichtungen am Hölzernen See und am Frauensee unter der Regie des Amtes liefen“, klärt sie auf.

Unvergessen bleibt ihr der Krach im Dezember-Kreistag 98 als die Abgeordneten kurzfristig eine überplanmäßige Ausgabe in Höhe von einer Million Euro für die Hilfen zur Erziehung bewilligen sollten. Hintergrund war ein starker Anstieg von Heimkindern.

Etwa seit dem Jahr 2000 hat das Fachamt des Landkreises in enger Abstimmung mit dem Jugendhilfeausschuss alle Anstrengungen unternommen, um einen Qualitätsentwicklungsprozess in den einzelnen Fachbereichen in Gang zu setzen.

Mutig stellte sich das LDS-Jugendamt als eines der ersten in Brandenburg der Qualitätsanalyse- und entwicklung im Allgemeinen Sozialen Dienst, um den neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Seit 2007 bestehen praktikable Qualitätsstandards der Jugendarbeit im Landkreis. „Heute reicht allein das Interesse an der Arbeit mit Jugendlichen nicht mehr aus. Wir brauchen qualifizierte Fachleute, die genau wissen, wie man mit Problemen wie Rechtsextremismus, Sucht oder Mobbing an Schulen umgeht“, sagt die erfahrene Amtsleiterin.

„Besonders wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche vor Gefahren zu schützen, ist das Jugendamt in seiner Wächterrolle gefragt“, betont Irene Richter. Maßnahmen für wirksamen Kinderschutz hätten daher höchste Priorität im Jugendamt. Sie erinnert an die 6 Fachveranstaltungen zum Thema „Sicherung des Kindeswohls – eine Verpflichtung, die alle angeht“, an das Präventionskonzept „lebensfrohe Kinder im LDS“, an die Treffen des Arbeitskreises Kinderschutz und natürlich an das beispielhafte Projekt „Netzwerk gesunde Kinder“. Dass die Problematik um Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung verstärkt auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, zeigen die vermehrten Hinweise aus der Bevölkerung, meint Irene Richter. 2010 registrierte das Jugendamt 318 Meldungen zu möglichen Kindeswohlgefährdungen. Das waren 100 mehr als noch 2009. „Die Menschen sind wachsamer geworden, die soziale Verantwortung ist gestiegen“, schätzt sie ein und sieht darin auch ein Zeichen für das Vertrauen in ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Mehr als die Hälfte der gemeldeten Fälle ergaben keine aktuelle Gefährdung“, sagt sie erleichtert, bei den restlichen stehe das Fachamt beratend und unterstützend zur Seite.

Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie die Bewilligung von sieben zusätzlichen Sozialarbeiterstellen durch den Kreistag im Jahr 2008 zu den größten Erfolgen und schönsten Erinnerungen in ihrer Amtszeit zählt.

Beste Qualität ist für die Jugendamtsleiterin auch die Meßlatte in der Bildung und der frühkindlichen Erziehung. „Junge Familien brauchen verlässliche Strukturen, Sicherheit und Unterstützung“, weiß Irene Richter. Unter der Regie des Jugendamtes hat der Landkreis in den 116 Kindereinrichtungen ein Qualitätsmanagement initiiert, getragen von Standards für die pädagogische Arbeit, gezielter Sprachförderung und der Senkung des Betreuungsschlüssels. Als einen Erfolg für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wertet sie auch die Tatsache, dass bei der Inanspruchnahme der Elternzeit der Anteil der Väter auf 25 % gestiegen ist. 2007 waren es nur knapp 12 %.

„Das Jugendamt ist ein lebendiger Prozess“, resümiert Irene Richter. „Menschen, Gesellschaft und Gesetze verändern sich.“ Deshalb legte sie als Leiterin eines so großen Teams stets wert auf die regelmäßige Fortbildung ihrer Mitarbeiter. „Arbeiten heißt lebenslanges Lernen“, sagt sie. Und noch eines war ihr immer wichtig, die ständigen Gespräche mit ihren Kolleginnen und Kollegen. „Führen heißt Kommunizieren.“ Sie war die erste Amtsleiterin in der Kreisverwaltung, die schon regelmäßige Mitarbeitergespräche geführt hat, auch als diese noch nicht vorgegeben waren.

Und das ist auch der gut gemeinte Rat an ihren Nachfolger: „Unbedingt im Team arbeiten, denn ohne engagierte Mitarbeiter bewegt sich nichts.“
In Zukunft will Irene Richter viel mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen und sich intensiver um ihre hochbetagte Mutter kümmern.