Landrat verlieh neun Europaurkunden
Gute Europaprojekte und Partnerschaften sind die besten Argumente für ein gemeinsames Europa
Im Rahmen einer Feierstunde verlieh Landrat Stephan Loge am Mittwoch in Lübben die Europaurkunden des Landkreises Dahme-Spreewald.Engagierte Europäer aus dem LDS (Foto: LDS-Pressestelle)Seit 2012 nimmt der Landrat die Europawoche Anfang Mai zum Anlass, um Bürgerinnen und Bürger aus dem Landkreis Dahme-Spreewald für besondere Leistungen im Sinne der europäischen Integration zu ehren. Allein aus terminlichen Gründen hat sich die Auszeichnungsveranstaltung in diesem Jahr etwas verschoben.
Großer persönlicher Einsatz für die Völkerverständigung und für grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei nicht selbstverständlich, sagte Loge. Er dankte sowohl den Einreichern der Vorschläge als auch den nominierten Personen für ihr hohes Engagement, das dazu beitrage die europäische Nachbarschaft zu festigen. Sie alle waren der Einladung des Landrates zur Feierstunde in das Strandcafe nach Lübben gefolgt. Zu den Gästen gehörte auch eine Delegation aus dem polnischen Nachbarlandkreis Wolsztyn.
Im März hatte der Landkreis aufgerufen, Vorschläge für die diesjährige Europaurkunde einzureichen. Auch Vereine und Verbände konnten sich beteiligen. Eine Jury bestehend aus Landrat Stephan Loge, Wirtschafts- und Europadezernent Wolfgang Starke und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Europangelegenheiten des LDS hatte entschieden in diesem Jahr alle neun Nominierten auszuzeichnen. Anlass dazu bietet vor allem das deutsch-polnische Jubiläumsjahr. Vor 25 Jahren wurden die deutsch-polnischen Nachbarschaftsverträge geschlossen. Auch die geehrten Personen und Vereine haben mit großem Engagement die deutsch-polnische Nachbarschaft belebt.
In seinem kurzen Grußwort bekräftigte Loge die Errungenschaften und Vorzüge von Europa, über die er während der Europawoche auch mit Schülerinnen und Schülern diskutiert habe. Die Europäische Union als Friedens- und als Wertegemeinschaft sei für viele Europäer etwas Selbstverständliches geworden. Und doch sei sie historisch etwas ganz Besonderes. 2012 erhielt die EU dafür den Friedensnobelpreis, erinnerte Loge. In Europa verreisen, ohne an den Grenzen den Pass vorzeigen zu müssen – das können mehr als 400 Millionen EU-Bürger. In Europa arbeiten, handeln oder studieren – das wäre ohne die EU viel schwieriger. E
Für den Landrat steht fest, dass gute Europaprojekte und gute partnerschaftliche Kontakte die besten Argumente für ein gemeinsames Europa sind. Um diese zu unterstützen und wertzuschätzen, hat der Landkreis bereits insgesamt 15 Personen und gemeinnützige Vereine mit der Europaurkunde geehrt.
Die Europaurkunde 2016 wurde verliehen an:
Wojciech Lis aus Wolsztyn
Vorgeschlagen von Lars Kolan / Stadt Lübben
Wojciech Lis begleitet und organisiert die Städtepartnerschaft zwischen Lübben und Wolsztyn bereits seit 2004. Er hat die gute Zusammenarbeit beider Partnerstädte und darüber hinaus auch die Verhandlungen zur Partnerschaft zwischen den Landkreisen Dahme-Spreewald und Wolsztyn nicht nur als hervorragender Dolmetscher unterstützt, sondern auch als aktiver Mitgestalter.
Als Bürgermeister von Wolsztyn und stellvertretender Kreistagsvorsitzender engagiert er sich neben dem kommunalpolitischen Alltag sehr in der Aufarbeitung der Geschichte Wolsztyns / Wollsteins, wovon zahlreiche Publikationen zeugen. Er war Mitbegründer des Vereins der Freunde des Wolsztyner Bahnbetriebswerkes und Vorstandsmitglied im Wissenschaftlichen Verein „Robert Koch“ in Wolsztyn.
Wolfgang Luplow
Vorgeschlagen von Jens-Hermann Kleine / Amt Unterspreewald
Wolfgang Luplow hat maßgeblichen Anteil an der Entstehung und der Pflege der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen dem Amt Unterspreewald und der polnischen Partnergemeinde Siedlec. Seit 2003 bringt er mit viel Herz, Elan und neuen Ideen Leben in die Nachbarschaftsbeziehung. Er initiiert Erfahrungsaustausche mit ehrenamtlichen Bürgermeistern, Senioren und Jugendlichen. Er organisiert Ferienschüleraustausche, Besuche der Freiwilligen Feuerwehren und diverse andere Partnerschaftsfeste.
Brigida Melzer aus Lübben
Vorgeschlagen von Karla Mauer / Lübbener Kinderhilfsverein für Tschernobyl e.V.
Brigida Melzer arbeitet schon 25 Jahre ehrenamtlich für Geschädigte und deren Angehörige der Tschernobyl-Katastrophe. Vor 20 Jahren war sie Gründungsmitglied und auch gleich Vorsitzende vom Lübbener Kinderhilfsverein für Tschernobyl e.V.. In all den Jahren sammelte sie Spenden, organisierte Hilfstransporte und die schon sprichwörtlich gewordenen Schokoladentransporte. Sie verteilte die Spenden persönlich in den Waisenheimen, bei Kranken und sozialschwachen Familien.
Frau Melzer gibt im Juni 2016 zum 20-jährigen Vereinsjubiläum mit 79 Jahren ihren Vorsitz ab, will sich aber weiterhin engagieren.
Dirk Neubert aus Mittenwalde
Vorgeschlagen von Hedda Dommisch / Stadt Mittenwalde
Dirk Neubert konnte nicht persönlich an der Auszeichnungsveranstaltung teilnehmen. Stellvertretend nahm die Vorschlagsgeberin Hedda Dommisch aus Mittenwalde die Europaurkunde entgegen.
Dirk Neubert engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Stare Miasto (Polen) und der Gemeinde Komsolmolskoje (Ukraine). Er organisiert Austausche und Besuche der Partnerstädte und füllt die bestehende Partnerschaft mit seiner großen Einsatzbereitschaft mit Leben. In seiner Funktion als Stadtverordneter, Mitglied des Angelvereins und als Privatperson ist er verlässlicher Ansprechpartner, wenn es um transnationale Besuche und Erfahrungsaustausche im Sinne der Völkerverständigung geht.
Als Beispiel wird sein persönlicher Einsatz im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft genannt. Hier war er maßgeblich an der Betreuung der Delegation zur Festwoche beteiligt. Ebenso übernahm er die Aufsicht und Betreuung der Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr bei dem Besuch in Stare Miasto.
Maria Redlich-Gladkowicz
Vorgeschlagen von Annett Lehmann / Gemeinde Märkische Heide
Maria Redlich arbeitet kostenlos als Übersetzerin für die Gemeinde Märkische Heide innerhalb der seit 2006 bestehenden Gemeindepartnerschaft mit der polnischen Gemeinde Tuczno. Ihre Dienste beziehen sich auf den gesamten Schriftverkehr zwischen den beiden Gemeinden. Bei gegenseitigen Partnerschaftsbesuchen steht sie aber auch als persönliche Übersetzerin zur Verfügung, obwohl sie ihren pflegebedürftigen Mann zu Hause betreut. Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Übersetzerin engagiert sich Maria Redlich-Gladkowicz in der örtlichen Seniorengruppe.
Lothar Treder-Schmidt
Vorgeschlagen durch Andrea Weigt (als Privatperson)
Lothar Treder-Schmidt organisiert seit 20 Jahren in der Zieckauer Dorfkirche eine Konzertreihe, die durch die Auswahl der Musik, vor allem aber durch die beteiligten europäisch-internationalen Künstler den interkulturellen Dialog bis ins Dorf getragen hat. Die Zieckauer Dorfkirchenkonzerte sind Kooperationen von Künstlern aus bisher zehn verschiedenen Ländern (u.a. Russland, Schweden, Slowakei, Italien, Ukraine, Aserbaidschan). Dank des Engagements von Lothar Treder-Schmidt sind die musikalischen Veranstaltungen inzwischen fester Bestandteil des Zieckauer Kalenders. Seit 20 Jahren finden jährlich drei bis vier Konzerte statt. Begleitend zum musikalischen Teil findet zwischen den Menschen ein reger Austausch über Nationalitäten und Kulturen hinweg statt. Nicht nur das musikalische Kulturerbe wird bewahrt, sondern über den direkten Kontakt zeigen sich die Menschen auch als begeisterte Europäer.
Zusätzlich ist Lothar Treder-Schmidt für die Organisation der Orgelseminarwochen mitverantwortlich. Im Rahmen derer nehmen internationale Orgelstudenten jeweils im September die Möglichkeit wahr, an ausgewählten historischen Orgeln der Region die Instrumente, Spielweisen und Interpretationen zu erlernen.
Holger Wedekind
Vorgeschlagen von Europaverein Dahme-Spreewald e.V.
Holger Wedekind engagiert sich neben seinem Lehrerberuf im Schulfach Politik seit Jahren für den Volksbund Deutsche Kriegsgräbervorsorge in Halbe. Die Organisation kümmert sich unter anderem um den Waldfriedhof Halbe. Dieser entstand im Nachgang zur Kesselschlacht von Halbe 1945, einer Schlacht, in welcher kurz vor Kriegsende nochmals 40.000 Soldaten angesichts der militärstrategischen Situation sinnlos ihr Leben verloren. Dem langjährigen ehrenamtlichen Einsatz von Holger Wedekind ist es zu verdanken, dass der Waldfriedhof weiterhin als Mahnmal und letzte Ruhestätte für mittlerweile 28.000 Opfer des 2. Weltkrieges dient und fürsorglich gepflegt wird.
Kreisverkehrswacht Dahme-Spreewald e.V.
Vorgeschlagen von Europaverein Dahme-Spreewald e.V.
Die Kreisverkehrswacht hat im Jahr 2015 ehrenamtlich ca. 1.212 Stunden gearbeitet. In 111 Schulungen wurden ca. 1.400 Teilnehmer zum Thema „Verkehrssicherheit“ geschult. An acht dieser Schulungen haben auch insgesamt 95 Geflüchtete und Neuankömmlinge teilgenommen.
Speziell in der Arbeit mit den Neuzugewanderten hat sich der Verein in besonderem Maße hervorgetan und maßgeblich zur Integration beigetragen.
Die Urkunde nahm der Vorsitzende Frank Kunert entgegen.
Luckauer Carnevalsverein 1973 e.V. – Spielmannszug
Vorgeschlagen von Gerald Lehmann / Stadt Luckau
Der Spielmannszug unterstützt seit vielen Jahren die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Luckau und der polnischen Partnerstadt Slawa mit seiner Teilnahme am Festumzug und der musikalischen Begleitung zum jährlichen Stadtfest „Sommer ohne Grenzen“. Aber auch bei anderen Gelegenheiten wie dem Türmerfest, dem Oktoberfest und bei Dorf- und Erntefesten ist der Verein als verlässlicher Partner dabei.
Die Urkunde nahm Hans-Georg Schapper als dienstältestes Ehrenmitglied entgegen.
Für die musikalische Umrahmung während der Auszeichnungsveranstaltung sorgte die Kunst- und Musikschule Luckau. Der Leiter der Musikschule, Holger Miertsch, wurde für sein grenzüberschreitendes Wirken an der „Friedenssinfonie“ bereits im Jahr 2014 mit der Europaurkunde geehrt.