
Das Biosphärenreservat Spreewald und der Landkreis Dahme-Spreewald veranstalten jährlich den „Quappentag“. Auf der Veranstaltung finden sich fischereilich interessierte Spreewälder, Angler, Fischer und Fachleute zusammen, um sich zu neuen Erkenntnissen rund um die Fischfauna, deren Lebensraum und die Wasserverhältnisse im Spreewald und Umgebung auszutauschen.
Die Quappe als inzwischen selten gewordener Spreewaldfisch steht dabei symbolisch für gefährdete Fließgewässerarten und die Bedeutung von intakten Gewässerlebensräumen.

18. Quappentag im Spreewald
Das Biosphärenreservat Spreewald und der Landkreis Dahme-Spreewald laden zum 18. Quappentag ein.
Sonnabend, 5. April 2025 10.00 Uhr – ca. 12:15 Uhr
im „Gasthof zum Unterspreewald“ in Schlepzig, Dorfstraße 41
Programm:
- Fisch-Nachrichten aus der Region
(Anne Röver, Untere Wasserbehörde Landkreis Dahme-Spreewald) - Spreewaldfischerei im Burger Raum
(Alexander Wach, Gemeinschaft wendisch/sorbischer Spreewaldfischer Burg und Umgebung e. V.) - Zur Fischfauna von Meliorationsgräben im Havelland und in Potsdam-Mittelmark
(Udo Rothe, Naturkundemuseum Potsdam) - Klimabedingter Stress für die Spreewaldgewässer und unsere heimischen Fischarten
(Robert Wolf, Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow)
Die Quappe (Lota lota)
Weitere Namen der Quappe: Rütte, Trüsche, Aalquappe, Burbot, Lote
Merkmale:
Die dorschartige Quappe ist 30 – maximal 80 cm groß und kann bis zu 8 kg schwer werden. Sie besitzt einen langgestreckten, vorne walzenförmigen, zum Schwanz hin zusammengedrückten Körper. Der Kopf ist breit und etwas abgeflacht und weist ein weites, leicht unterständiges Maul auf. Besonderes Kennzeichen der Quappe ist ein einzelner Bartfaden am Kinn, außerdem je ein kurzer „Bartel“ am Seitenrand der Nasenlöcher. Die Quappe ist braun bis gelbolive und besitzt eine Marmorierung. Die Flanken sind heller und haben eine gelbliche Färbung. Der Bauch ist weißlich. Die Quappe hat zwei Rückenflossen. Die vordere hat 9-16 Strahlen, die hintere 67-85. Die Afterflosse ist mit 65-78 Strahlen genauso lang wie die hintere Rückenflosse. Die Bauchflossen sind kehlständig. Nur die Schwanzflosse ist abgerundet.
Verbreitung:
Die Quappe lebt in ganz Europa nördlich des Balkans, der Pyrenäen und des Apennin. Im Osten erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet bis Mittelsibirien. Sie ist ein Grundfisch in tiefen Seen und klaren, sauerstoffreichen Fließgewässern mit geringer Strömungsgeschwindigkeit. Sie ist aber auch imstande, Forellenbäche bis zu 1000 m Höhe sowie die Brackwasserbereiche der Ostsee zu besiedeln.
Lebensweise und Ernährung
Die Quappe hat ein verhältnismäßig großes Sauerstoffbedürfnis. Im allgemeinen ist sie ein Bodenbewohner. Tagsüber ist sie meist inaktiv und liegt zwischen Steinen, unter Wurzeln, in Löchern und Höhlen verborgen. Während der Dämmerung und in der Nacht geht sie auf Nahrungssuche. Junge Quappen bis etwa 20 cm Länge ernähren sich überwiegend von Würmern, Insektenlarven und anderen kleinen Wassertieren; bisweilen lassen sie sich aber auch Fischeier und Fischbrut schmecken. Größere Quappen sind ausgeprägte Laich- und Bruträuber, darüber hinaus vertilgen sie massenhaft Fische.
Fortpflanzung:
Die weiblichen Quappen werden zumeist im dritten, die männlichen Tiere mitunter erst im vierten Lebensjahr geschlechtsreif. Die Quappe ist ein Winterlaicher. Die Laichzeit fällt überwiegend in die Monate Dezember bis März. Zuvor werden oft noch Laichwanderungen flussaufwärts zurückgelegt. Sind die Quappen reif, laichen sie innerhalb weniger Tage ab. Bei Temperaturen zwischen 0,5 und 4° C werden bis zu 1.000.000 circa 1 mm große Eier je kg Körpermasse abgelegt. Quappen gehören damit zu den laichstärksten Fischen überhaupt. Aufgrund einer großen Ölkugel schweben die Eier frei im Wasser. Die Brut benötigt flach auslaufende, sandige Ufer.
(Quellen: Pflege- und Entwicklungsplan zum GRPS, www.vfg-bw.org, www.loebf.nrw.de
Die Quappe ist das Maskottchen des Gewässerrandstreifenprojektes Spreewald. Der Fisch findet sich als Logo auf allen Veröffentlichungen des Projekts. Warum ist das so?
Die Quappe – eine Chronik
Seit jeher ist überliefert, dass es im Spreewald große Fischvorkommen gibt. In zahlreichen historischen Quellen wird dies bestätigt. Laut einer Aufzeichnung von GULDE (1787) gab es in der Spree im Umland von Cottbus große Quappenvorkommen. Diese Angaben bestätigt BERGHAUS (1856).
Im Jahr 1882 wertet VON DEM BORNE seine Ergebnisse zu Untersuchungen von Vorkommen und Häufigkeit der Fische in der Spree aus und bescheinigt, dass die Quappe nach Individuenhäufigkeit die zahlenmäßig zweitbedeutenste Fischart im Spreewald war. Nur die Plötze kam häufiger vor. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung „Brotfisch“ und auch die Überlieferung, dass die Quappe so massenhaft gefangen wurde, dass sie neben der menschlichen Ernährung in getrocknetem Zustand auch als Fackel diente.
Für den Unterspreewald nennt ECKSTEIN (1908) in einer Angabe in Zusammenhang mit dem fischereilichen Erbpachtrecht der Gemeinde Schlepzig die Quappe als häufig vorkommende Fischart. Diese Angabe wird von SELIGO (1926) für den gesamten Spreewald bestätigt.
Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts war die Quappe eine der am häufigsten vertretenen Fischarten im Spreewald ... und in den 1970er und 1980er Jahren war sie fast völlig verschwunden.
Was war passiert? In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es zu einer allgemeinen Wasserverschmutzung und vor allen Dingen zu einem verstärkten Ausbau der Gewässer gekommen. Besonders die Errichtung von Stauanlagen ohne eine funktionierende Fischtreppe hat dazu beigetragen, dass die Quappen von ihren Laichplätzen abgeschnitten wurden.
Die Einleitung von Wasser, das aus den Braunkohlentagebauen der Lausitz über die Spree abgeleitet wurde hat dazu geführt, dass die Orientierung des Gewässermanagements auf einen schnellen Wasserabzug und eine Niedrigwasserhaltung ausgerichtet wurde. Somit blieben die regelmäßigen Überflutungen der Flussaue aus. Diese jedoch hatten besonders im Frühjahr aufgrund ihrer schnellen Erwärmung und ihres Nahrungsreichtums eine große Bedeutung für die Reproduktion der Quappe. Heute ist die Quappe eine Fischart, die als stark gefährdet gilt. (Rote Liste Brandenburg und Deutschland Kategorie 2)
Was hat das Gewässerrandstreifenprojekt für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Quappe im Spreewald getan?
Die Errichtung von Wanderhilfen für Fische (Umgehungsgerinne, Fischpässe) erleichtert es den Quappen, zu ihren Laichplätzen zu gelangen. Zwischen 2004 und 2014 wurden 50 Wanderhindernisse im Ober- und Unterspreewald beseitigt. Zusätzlich sorgen Einbauten aus Kies und Totholz in den Gewässern für verbesserte Strömungsverhältnisse und für eine höhere Strukturvielfalt.
Das Gewässerrandstreifenprojekt war vor allem darauf ausgerichtet, den Wasserhaushalt im Spreewald zu stabilisieren und die Lebensbedingungen für Fische und andere Wasserbewohner wieder zu verbessern. Hierbei spielte die Verteilung des knappen Wassers im weitverzweigten Gewässersystem des Spreewaldes eine bedeutende Rolle. Denn nur dort, wo das Wasser fließt, bilden sich über längere Zeit Gewässerstrukturen heraus, die als Laichgebiete und Einstandshabitate geeignet sind – und das nicht nur für die Quappe. Auch andere Tiere können davon profitieren.
Quellen: Pflege- und Entwicklungsplan GRPS, Flyer „Quappe und Mensch im Spreewald"